Landwirtschaftsbetrieb Dr. Sieber Agrar Vital
Viehwirtschaft beleuchtet in unserer Rubrik AckerKultur.
Bedingt durch das regnerische Wetter verschob sich der „Almauftrieb“ in Altenhain. Für die Kälbchen wäre die Kälte und Nässe nicht gut gewesen. So aber konnten wir uns ausgiebig vorbereiten und waren Mitte Mai dabei, als Enrico Sieber seine Herde Angus Rinder auf die Weide nach Altenhain brachte. Geht alles gut, steht sie bis Herbst auf dem 15 Hektar großen Weideland.
Damit unsere Facebooker, KZfaqr und Abonnenten etwas vom Landleben sehen können waren wir mit drei Kameras dabei und haben nicht nur Fotos für den Gemeindeboten geschossen, sondern gleich noch ein Video produziert, das so ziemlich ungekürzt den Auftrieb zeigt.
Schön erkennbar ist, wie die Kühe die Grenzen auf der Weide ablaufen, lebhaft und teils sogar sprunghaft. Kräftige, schöne und gesunde Tiere. Man spürt die Freude, dass sie endlich im frischen Gras laufen, stehen und liegen dürfen.
Als der Traktor, gesteuert von Frank Bonitz, mit den 15 Kälbchen dann endlich kam, wurde die Herde der Mütter und des Bullen unruhig. Aufgeregt rannten sie ihm entgegen, begrüßten muhend ihre Kälber. Sie hatten den vollbeladenen Transporter viel eher wahrgenommen als wir.
Dr. Enrico Sieber strahlt die Ruhe in Person aus und das spüren auch seine Rinder. Ein kleines Handzeichen und die Tiere machten bereitwillig die Einfahrt frei.
Kurz darauf öffnete er den Hänger und die Mutterkühe konnten ihre Kälbchen in Empfang nehmen. Diese standen nun das erste Mal in ihrem jungen Leben auf der grünen Wiese.
Praktisch standen sie aber gar nicht. Im Laufschritt bzw. Galopp ging es durch die Koppel hin und her, hoch und runter, kreisum. Einige machten auch gleich Bekanntschaft mit dem Weidezaun. Dieser ist sehr aufwendig gestaltet. Drei Drähte hält je ein Eichenpfahl. Qualität, die sich hoffentlich über Jahre auszahlt, so Enrico.
Das Besondere dieser Herde ist sicher Bulle Antonio Rambo. Ein Aberdeenrind, dass vor gut 150 Jahren das erste Mal in Schottland gezüchtet wurde.
Er ist nicht so groß, wie man sich ihn vorstellt, aber auch kein Draufgänger, wie sein Name vermuten lässt.
Ein ganz gemütlicher Kerl eben, der mit seinen 26 Kühen ordentlich zu tun hat.
Sofort legte er sich eine Suhle auf der Weide an. Hier markierte er regelmäßig und trug den Duft in die Herde. Auch seine Kühe finden sich dort ein, besonders die, die wieder gedeckt werden wollen. Das passiert alles auf natürlichem Weg, auch die Geburt. Auf der Wiese.
Betriebsleiterin Uta Ehrig erklärt, dass sich die Mutterkühe im richtigen Moment von der Herde absetzen und dann ihr Kälbchen zur Welt bringen.
Übrigens führt selten ein Bulle die Herde, das übernimmt die Leitkuh.
Sie ist im Film gut zu erkennen, sie suhlt sich in seinem Erdloch.
Etwas Aufregung gab es dann auch noch, Enrico versuchte zwei Rivalinnen zu beruhigen. Sie kämpften lange um eine bestimmte Rangordnung in der Herde. Verletzt hat sich dabei niemand. Man sieht aber schön, was für Kraft in den Tieren steckt.
Die Suhle des Bullen legt er an, um Mineralien aus der Erde aufzunehmen. Die reichen aber für eine große Herde nicht aus. Deswegen gibt es noch einen Salzleckstein auf der Weide. Hier darf jedes Rind mal schlecken. Auch die Kälbchen probierten vorsichtig. Das läuft alles ruhig ab, ohne Streit.
Übrigens ist die Kommunikation der Rinder hochinteressant. Wer sich den Film genau anschaut, wird an einer bestimmten Stelle das Machtwort der Leitkuh hören, danach ist die Herde still.
13-mal Muh, dann ist Ruh.
Verwertet werden die Rinder nach traditioneller ungarischer und erzgebirgischer Art bei der Fleischerei Nagy in Amtsberg OT Dittersdorf und natürlich nutzt es auch die Gaststätte Sternmühlental für ihre gutbürgerliche Küche, die hoffentlich bald wieder öffnen darf.
Probieren sie es aus.