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Prof. Erdem Güresir, Direktor der Klinik für Neurochirurgie am UKL, steht im Operationsaal und sticht mit dem Finger in die Luft vor ihm. Dann wischt er die Luft etwas zur Seite. Die kurios anmutende Szene ist die Vorbereitung für einen Testlauf eines AugmentedReality-Navigationssystems für neurochirurgische Eingriffe, an dessen Entwicklung Güresir und das Team der Klinik für Neurochirurgie zusammen mit dem Fraunhofer-Kunststoffzentrum Oberlausitz sowie der ISD Group arbeiten.
Der auf dem OP-Tisch liegende Modellkopf ist zwar äußerlich unversehrt, dennoch blicken sie in ihn hinein: Die Datenbrille zeigt einzelne Strukturen und ihre Positionen im Schädel an. Die Grundlage dafür bilden CT- und MRT-Aufnahmen, die über eine von Prof. Dirk Winkler als medizinischem Entwicklungspartner und Ingenieur PD Dr. Ronny Grunert bereits seit vier Jahren an der Leipziger Universitätsmedizin entwickelte Softwarelösung ausgelesen und mit Hilfe der Brille durch das Gewebe hindurch „ins Gehirn“ projiziert werden. „Das ist ein großer Gewinn, denn wir sehen so die Realität, angereichert um zusätzliche Informationen, die uns das Operieren immens erleichtern können“, erklärt Prof. Güresir. Dank der eingeblendeten Lagebilder können hochsensible Strukturen, die nicht berührt werden sollten, sichtbar gemacht und so noch besser geschützt werden.
„Bisher arbeiten wir beim Platzieren von Kathetern im Gehirn nach Erfahrungswerten und anhand von anatomischen Lehrbüchern. Das ist zu 70 Prozent korrekt, aber in 30 Prozent der Fälle gibt es eben doch individuelle Abweichungen. Und die würden wir gern besser sehen können.“
Der Prototyp sollte die Machbarkeit beweisen und müsse nun zu einem Medizinprodukt weiterentwickelt werden. Dafür stehen jetzt 1,4 Millionen Fördergelder der Sächsischen Aufbaubank zur Verfügung. „Wir sind sehr optimistisch, dass wir hier etwas Nützliches entwickeln, dass breit zugänglich sein wird und viele Leben retten kann“, sagt Güresir.