Dokumentation zum Bau meines Gesellenstücks.
Leider war nicht immer Zeit alle Arbeitsschritte zu Dokumentieren, dennoch gibt das Video einen guten Überblick über den Bau.

Möbelbeschreibung
Kabinettschränke haben eine lange Tradition in der Kulturgeschichte. Als oft reich verzierte Möbel zur Aufbewahrung von Schmuck und anderen Kostbarkeiten finden sie sich in allen Stilepochen der letzten 500 Jahre.
Mein Gesellenstück sollte ein zeitloser Gegenentwurf werden. Ein Massivholzmöbel, das kein Relikt vergangener Jahrhunderte, sondern eine moderne Neuinterpretation dieses Schranks sein soll, die durch handwerkliche Raffinesse und zeitlose Eleganz gezielt die Grenzen zwischen Tradition und Moderne verschwimmen lässt.
Gefertigt wurde der Schrank, (1944/573/441, H/B/T), vorwiegend in Brettbauweise aus amerikanischem Kirschbaum und kanadischem Ahorn. Durch die Wahl der Hölzer entsteht ein subtiler, angenehm zurückhaltender Kontrast zwischen Korpus und Gestell.
Geometrisch auf das Wesentliche reduziert, trägt ein filigranes Zargengestell aus Ahorn einen hohen, schlanken Korpus aus Kirschbaum, der eine elegante Präsenz im Raum schafft.
Die Beine des Gestells, das im Verhältnis 3:8 zum Korpus steht, verjüngen sich jeweils auf den beiden Innenseiten und sind mittels überblatteten Schlitzes und Zapfen mit den eingerückten Zargen verbunden. Eine etwas tiefer sitzende Traverse ist mit jeweils durchgestemmten Zapfen, H-förmig, mit den Beinen verbunden und sorgt so für zusätzliche Stabilität.
Als Eckverbindung für den Korpus des Schranks wurden offene, flächensichernde Schwalbenschwanzzinken gewählt. Die furnierte Rückwand wurde eingenutet. Mittelseite und Konstruktionsböden sind alle bewusst sichtbar von vorne eingegratet und sichern somit die jeweiligen Seiten und sich selbst. Hinter zwei, im goldenen Schnitt unterteilten Flügeltüren, mit Möbelbändern Kröpfung B aus Messing, aufschlagend angeschlagen, befindet sich durch mehrere Fächer ausreichend Stauraum für Ordner, Bürobedarf und Utensilien des täglichen Gebrauchs. In die Flügeltüren wurden auf die gesamte Breite strukturgebende vertikale Hohlkehlen eingefräst, die zur Mittelseite in eine verdeckte Grifflösung überlaufen. Innenliegend wurden, zur Flächensicherung, verdeckte Gratleisten eingebracht.
Im unteren Bereich der größeren Flügeltür befinden sich außerdem, drei innenliegend einschlagende, halbverdeckt gezinkte Schubkästen, auf bewusst von vorne sichtbaren Kulissenauszügen geführt. Sie sorgen für noch mehr leicht zugänglichen Stauraum.
Die mit einem, besonders robusten, zweikomponentigem Hartwachsöl behandelte Oberfläche feuert die Maserung und Farbe der Hölzer an. Dabei bleibt die natürliche, warme Haptik des Holzes erhalten. Im Öl enthaltenen Pigmente, wirken dem Vergilben des verwendeten Ahorns durch UV-Strahlung entgegen.
Die vielen, bewusst offenen, per Hand gearbeiteten Verbindungen und konstruktiven Elemente, tauchen in ihrer Häufigkeit und Darstellung gezielt auf und stellen neben ihren konstruktiven Eigenschaften, einen Tribut an das traditionelle Schreinerhandwerk, ein Zeichen handwerklichen Geschicks und Qualität, dar.