Vier gewaltig beeindruckende Tage in der Berninagruppe! Die Akklimatisierungstour ging von der Bovalhütte durch die Nebelsuppe auf den Piz Morteratsch. Die in vielen Tourenbeschreibungen versprochene Aussicht auf unser nächstes Ziel - den Biancograt - blieb uns leider verwehrt. Mitten in der Nacht um 3:30 Uhr starteten wir dann von der Tschiervahütte. Über das rechte Firnfeld konnten wir zur Fuorcla Prievlusa aufsteigen, wie es die zahlreichen Gruppen in Begleitung von Bergführern vormachten. Diese Variante ist aber nicht zu unrecht als steinschlaggefährdet beschrieben! Wir überkletterten den ersten Felsaufbau in Richtung Biancograt komplett; die Haifischflosse konnten wir bei den guten Bedingungen leicht links umgehen. Die Eisklettereinlage am steilen Aufschwung haben wir am gleitenden Seil mit Eisschrauben abgesichert. Dann nochmal Felskletterei mit Akrobatikeinlagen ("Spreizschritt") und endlich waren wir am Gipfel angekommen und konnten um kurz vor 13:00 Uhr die erste richtige Pause einlegen.
Der Abstieg über den Spallagrat dauerte zwar auch noch gute zweieinhalb Stunden, war aber nicht weiter schwierig.
Auf der Marco e Rosa Hütte ließen wir es dann gemütlicher angehen und waren unter den letzten, die sich morgens aus dem Lager erhoben. Kurze Unsicherheit, ob das Wetter uns einen Strich durch die Piz Palü Überschreitung macht... Bester Schweizer Handy-Empfang und fünf Wetter-Apps bekräftigten uns dann an der Abzweigung, nicht über den Fortezza-Grat abzusteigen, sondern weiter auffi zu gehen. Grandiose Kraxelei über den Spinasgrat zum Piz Palü, wo sich das Publikum schon deutlich von den Biancograt-Bergsteigern unterscheidet. Geführte Familientouren, bei denen der Klettergurt irgendwo um den Hintern hängt bis zu Trailrunning-Berühmtheiten versprechen einen leichten Abstieg. Weit gefehlt! Nun gut, schwer ist er durch die tiefe Spur nicht, aber der Firngrat war schmaler und ausgesetzter als am Biancograt und die Gletscherspalten genauso gewaltig wie unter der Bellavista! Noch einige spektakuläre Bilder für die Kamera!
Im Gegensatz zum Vortag, wo die Tour länger als im Führer beschrieben dauerte, konnten wir diesmal die Zeitangabe deutlich unterbieten und waren ohne Eile schon nach 5 Stunden zurück im Massentourismus an der Diavolezza.
0:00 Zustieg zur Bovalhütte
1:18 über Piz Morteratsch zur Tschiervahütte
3:41 Biancograt und Piz Bernina
9:27 Spallagrat zur Marco e Rosa Hütte
10:31 Piz Spinas und Piz Palü
Tour vom 17. - 20.08.2020