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Ist der „lange Markusschluss“ eine Fälschung?
In den meisten Bibeln finden wir für den Text im Markus-Evangelium 16:9-20 folgenden Hinweis in der Fußnote: „Die Verse 9-20 fehlen in einigen der ältesten Handschriften.“
Damit ist folgendes gemeint:
Der Codex Sinaiticus ist ein Bibel-Manuskript aus dem 4. Jahrhundert (330-360) und
der Codex Vaticanus (325-350) haben beide nur den kurzen Markusschluß und enden bei Markus-Evangelium 16:8.
Fritz Rienecker, Das Evangelium des Markus:
Wir meinen sagen zu dürfen, dass Markus die apostolische Tradition hier wiedergibt, und in diesem Schlusse die verschiedenen mündlichen Berichte über die Ereignisse, die er seit längerer Zeit mehr oder minder klar in seinem Gedächtnis bewahrt hatte, gleichsam als eine Art von Evangelienharmonie in freier Kürze vereinigt hat! Markus mag diese Ereignisse in seiner Jugend zu Jerusalem mit Matthäus und Johannes, auch mit Petrus, endlich in Rom mit Lukas, als sie beide im Jahr 62 und 63 bei dem Apostel Paulus waren, besprochen haben. Diese früher gehörten Erzählungen würde er dann in einem summarischen Überblick, der den kurzen Schluss seines Evangeliums bilden sollte, zusammengefasst haben. Er würde diesen Überblick am Schluss nach dem Tode des Petrus geschrieben haben, also unabhängiger von seiner Person und seinen Erzählungen als seine übrige Schrift, und unter dem Einfluss der mündlichen Nachrichten, die wir heute vollständiger und genauer in dem Text der anderen Evangelien haben.
Wenn die anfängliche Arbeit des Markus wirklich zwischen V8 und 9 des 16. Kapitels durch den Tod des Petrus und die Zerstreuung der Gemeinde zu Rom unterbrochen worden ist, so ist es wahrscheinlich, dass Markus den Schlussabschnitt in einer anderen Gegend geschrieben hat, in die er nach jener großen Katastrophe geflohen war, in Ägypten oder in Kleinasien, wo er sich zur Zeit der zweiten Gefangenschaft des Paulus befand. Dort würde Markus nach längerer oder kürzerer Unterbrechung den Schluss geschrieben und nach der Wiederaufrichtung der Gemeinde nach Rom gesandt haben, damit er der Handschrift des Evangeliums beigefügt würde, die er in der Hand derer gelassen hatte, auf deren dringenden Wunsch er sie verfasst hatte. Während der Zwischenzeit konnten bereits Abschriften der unvollendeten Handschrift in Umlauf gesetzt und in den Gemeinden verbreitet worden sein. Der ergänzende Schluss, den Markus sandte, konnte dem einen oder anderen in Rom verbliebenden Exemplare beigefügt und so teilweise verarbeitet worden sein; er bildete aber nie ein Ganzes mit dem übrigen Buche. Es erging diesem Blatte etwa wie dem Römerbrief unter den Briefen des Ignatius. Da er allein von Kleinasien nach Italien gesandt wurde, blieb er für alle Zeit mehr oder weniger von der Sammlung derer getrennt, die Ignatius an die Gemeinden Asiens richtete.