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Gstaad - ein bekannter Ferienort in der Gemeinde Saanen des Berner Oberlandes, geprägt von seinen Chalet-Bauten, gilt als bedeutendstes Touristenzentrum des Saanenlandes. Besonders bekannt ist das Gstaad Palace, ein palastartiges, 1913 eingeweihtes 5-Sterne-Hotel, welches etwas oberhalb von Gstaad liegt und regelmäßig prominente Gäste beherbergt.
Schon vor dem zweiten Weltkrieg war Gstaad ein beliebtes Ausflugsziel für Bergwanderer und Wintersportler, weshalb man bereits Mitte der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts mit der Erschließung umliegender Gipfel mit Aufstiegshilfen begann. Bereits 1935 wurde an der Wispile eine Standseilbahn bis zur Bodmen errichtet, drei Jahre später baute die Firma Von Roll ebenfalls eine etwa 1240 Meter lange Standseilbahn vom westlichen Dorfrand bis auf das rund 1550 Meter Hohe Eggli.
Mit den zwei Waggons konnten die Besucher nun bequem die 510 Meter Höhenunterschied zurücklegen.
Ab Anfang der 50er Jahre entstanden in der Schweiz die ersten kuppelbaren Einseilumlaufbahnen, die neben einer bequemen Aufstiegsmöglichkeit auch noch einen Personentransport ohne lange Wartezeiten ermöglichten. Nachdem ab Ende der 40er Jahre die Firmen Von Roll und Giovanola bereits große Erfolge mit ihren Schwerkraftklemmen erzielten, entwickelte der schweizer Seilbahnkosntrukteur Gerhard Müller Anfang der 50er Jahre erstmals eine Kuppelklemme für Einseilumlaufbahnen, welche nicht ausschließlich auf der Schwerkraft basiert, sondern mit der Kraft einer eingebauten Tellerfeder arbeitet. Diese wird über ein integriertes Zahnrad bewegt, das beim Kuppelvorgang über eine Zahnschiene gleitet und so die Stellung der Klemme verändert. 1950 setzte Müller diese Klemme erstmals bei einer kuppelbaren Sesselbahn am Mostelberg in Sattel im Kanton Schwyz ein, 1954 entstand in Rosswald erstmals eine Einseilumlaufbahn mit 4er Kabinen, bei der die sogenannte Müller-Schraubklemme, nun aber als Doppelklemme ausgeführt, zur Anwendung kam.
1955 wurde eine solche Kabinenbahn von Müller auch am Eggli in Gstaad errichtet. Die Streckenlänge wuchs auf 1470 Meter an, der Höhenunterschied betrug dadurch nun 514 Meter. Immerhin vermochte die Bahn mit ihren 27 vierplätzigen Kabinen bis zu 300 Personen pro Stunde bei einer für eine kuppelbare Anlage recht gemächlichen Fahrgeschwindigkeit von 2,3 m/s zu befördern. Der Antrieb wurde in der Bergstation untergebracht, während die Abspannung in der Talstation erfolgte. Die neue Seilbahn brachte noch eine weitere Neureung mit sich: Als eine der ersten Kabinenbahnen überhaupt wurde sie mit Kettenförderern für den Kabinentransport in den Stationen ausgerüstet.
Die Kabinen selbst besaßen wie zu dieser Zeit üblich noch von Hand zu öffnende Türen.
Nach 28 Betriebsjahren wurde die Bahn 1983 umfangreich modernisiert und zum Teil völlig neu errichtet. Bei diesem Umbau erfolgte nicht nur eine komplette Überarbeitung der Technik, sondern auch der Austausch der originalen Kabinen gegen modernere Exemplare mit automatisch schließenden Außenschiebetüren. Erhalten blieben hingegen die Schraubklemmen der Firma Müller sowie die alten, eleganten Stützenschäfte in Fachwerkbauweise. Zudem wurde die Bahn im Bereich der Talstation um 40 Meter verkürzt. Durch die Erhöhung der Kabinenanzahl und der Fahrgeschwindigkeit konnte die Förderleistung dabei bis auf maximal 1000 Personen pro Stunde erhöht werden.
36 Jahre ist die Kabinenbahn Gstaad - Eggli eine Seilbahn, die wirklich Geschichte geschrieben hat. Seit dem Ersatz der in unmittelbarer Nähe gelegenen Kabinenbahn Rougemont - La Videmanette im Jahr 2010 ist sie die letzte noch in der Schweiz betriebene Kabinenbahn mit den Müller-Schraubklemmen. Doch mittlerweile stellt die Bahn mit ihrer Förderleistung gerade zu Betriebsbeginn ein großes Hindernis dar. Lange Wartezeiten sind gerade zu Stoßzeiten keine Seltenheit. Zudem ist die Ersatzteilbeschaffung für die doch recht wartungsintensiven Klemmen äußerst schwierig geworden. Da die Betriebsbewilligung der Bahn im Frühjahr 2020 ohnehin abläuft, nimmt man dies als Anlass die altehrwürdige Bahn durch eine neue Anlage zu ersetzen. Im Sommer 2019 soll sie durch eine 10er Kabinenbahn der Firma Bartholet ersetzt werden. Mit dem Abriss der alten Kabinenbahn Gstaad - Eggli endet ein fast 70 Jahre währendes Kapitel der schweizer Seilbahngeschichte. Doch auch die neue Anlage wird in naher Zukunft eine neue Ära der schweizer Seilbahngeschichte einläuten, denn eine 10er Kabinenbahn von Bartholet gab es auf schweizer Gebiet bislang noch nicht...