Seit mehr als 200 Jahren schafft der Landgraben das Abwasser in Karlsruhe aus der Stadt. Eine 70-Mann-starke Truppe hält die Kloake im 1100 Kilometer langen Kanalsystem am Laufen. Spülschlitten und Wasserpumpen machen den Weg frei, Rohrroboter mit aufmontierten Kameras entdecken Verstopfungen und Schäden. Die Kloake landet irgendwann in der Kläranlage Karlsruhe, wo das Wasser in drei Reinigungsstufen gesäubert wird. Dennoch bleiben gefährliche Spurenstoffe wie Arzneimittelreste, Antibiotika, Hormone oder hormonähnliche Substanzen zurück. Eine vierte Reinigungsstufe, in Karlsruhe bald einsatzbereit, sorgt zukünftig dafür, dass 80 Prozent der sechs gefährlichsten Spurenstoffe eliminiert werden. Abwasser und Fäkalien rücken aber immer mehr auch in den Fokus von Forschern: Virologen entwickeln anhand von Abwasseranalysen Methoden zur Vorhersage von Pandemien. Ein Ingenieur aus Zürich erkennt im Abwasser Reste von illegalen Drogen, die Rückschlüsse auf Konsum, Schmuggelrouten und Drogenlabore zulassen. Archäologen nehmen sich uralte Latrinen vor und "lesen" in 500 Jahre alten Fäkalien, was Menschen damals gegessen haben.
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