Im Rahmen der Veranstaltung zum 25jährigen Jubiläum der Betreuungslehrer referierte Prim. Dr. Heidi Kastner zum Thema "Sozial auffällige Jugendliche - Sündenböcke der Gesellschaft?". Kastner ist Leiterin der Abteilung Psychatrie IV/Forensische Psychatrie der Landesnervenklinik Linz.
Zum Inhalt
Zunehmend wird mit der steigenden Gewaltbereitschaft Jugendlicher argumentiert, wenn es darum geht, Ursachen für die vermeintliche oder reale Verschlechterung des sozialen Klimas und der Sicherheit festzumachen. Dabei kümmerst es wenig, ob diese Entwicklung statistisch überhaupt belegbar ist, noch weniger relevant ist aber die Frage nach den Hintergründen der behaupteten gesellschaftlichen Verrohung, die sich angeblich schon bei noch nicht strafmündigen Jugendlichen zeigt.
Lösungsvorschläge werden dafür relativ prompt geliefert: die Palette reicht von der Herabsetzung der Altersgrenze der Strafmündigkeit bis zur Errichtung martialisch-straff organisierter Umerziehungslager. Während diese Debatten mit erheblichem emotionalen Engagement (und nicht minder erheblicher Einfalt) geführt erden, bleiben weit weniger "einfach" zu lösende Problembereiche unangetastet, unterbleibt vor allem das Hinterfragen der eigenen Funktion und Verpflichtung im Sozialgefüge.