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Montagsdemonstration Leipzig 9.10. 1989
In Leipzig schlossen sich die Montagsdemonstrationen an die Friedensgebete in der Nikolaikirche an, die seit dem 20. September 1982 von den Pfarrern Christian Führer und Christoph Wonneberger, der eng mit oppositionellen Basisgruppen zusammenarbeitete, koordiniert wurden. Die erste Montagsdemonstration fand am 4. September 1989 statt.[1] Initiiert wurde sie von den Bürgerrechtlerinnen Katrin Hattenhauer und Gesine Oltmanns, die nach dem Friedensgebet fünf Transparente an Demonstrationswillige verteilten und selbst dasjenige mit der Aufschrift „Für ein offenes Land mit freien Menschen“ entrollten. Die Kundgebung auf dem Nikolaikirchhof forderte „Freiheit!“ und unter dem Eindruck der Massenflucht vieler DDR-Bürger vor allem Reisefreiheit und weitere grundlegende Menschenrechte ein. Ausreisewillige machten auf ihr Begehren, die DDR verlassen zu können, aufmerksam: „Wir wollen raus!“ Vor bundesdeutschen Journalisten, die anlässlich der Leipziger Messe vor Ort sein durften, riss die Staatssicherheit die Transparente herunter und versuchte, die Demonstration aufzulösen. Daraufhin ernteten die Geheimpolizisten laute „Stasi raus!“-Rufe.[2]
Der traditionelle Termin der Friedensgebete in der Nikolaikirche und drei anderen Kirchen in der Leipziger Innenstadt, montags um 17:00 Uhr, erwies sich als geschickt gewählt. Er erlaubte einerseits die Teilnahme an Gebet und Demonstration, ohne der Arbeit fernbleiben zu müssen - während SED-Mitglieder traditionell durch ihre montäglichen Parteiversammlungen in ihren Betriebsparteiorganisationen gebunden waren. Andererseits lag er auch vor der Ladenschlusszeit der Leipziger Innenstadt, so dass es relativ gefahrlos war, sich dort aufzuhalten, ohne die Aufmerksamkeit der Sicherheitskräfte auf sich zu ziehen. Außerdem ermöglichte er den westdeutschen Fernsehsendern den Beginn der Demonstrationen regelmäßig in die Hauptnachrichtensendungen zu übernehmen. Das Bildmaterial musste dabei aus Leipzig herausgeschmuggelt werden, da die Stadt für westliche Journalisten zu dieser Zeit gesperrt war.
Die Sicherheitskräfte der DDR gingen in Leipzig teilweise mit Gewalt gegen die Demonstrierenden vor, vor allem am 2. Oktober 1989 und auch während der Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der Gründung der DDR am 7. und 8. Oktober 1989. Eine regelrechte Verhaftungswelle setzte bereits am 11. September 1989 ein, als 89 Demonstranten willkürlich festgenommen wurden.