Peter Voß fragt Richard von Weizsäcker: „Hat die Nation eine Zukunft?“ (2010)

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Johann Auens Weltanschauung

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7 ай бұрын

„Ich äußere mich schon seit 25 Jahren nicht mehr zur Parteienpolitik“, behauptet Richard von Weizsäcker. Und doch ist der frühere Bundespräsident (1984 - 1994) ein aufmerksamer Beobachter der Politik. Am 15. April 2010 feierte er seinen 90. Geburtstag.
Der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker ist mehr als nur ein Politiker, er ist eine moralische Instanz. Seine Unbestechlichkeit und Weitsicht haben ihn immer dem parteipolitischen Gezänk enthoben. Kein deutscher Bundespräsident vor und nach ihm erzeugte im In- und Ausland so viel Zustimmung. Obwohl nicht mehr in Amt und Würden, ist er noch immer einer der beliebtesten Politiker Deutschlands: „Die Deutschen würden auch heute noch am liebsten von Helmut Schmidt und Richard von Weizsäcker regiert werden“, verkündete Matthias Naß, stellvertretender Chefredakteur der „Zeit“.
Woher kommt die Beliebtheit des Bundespräsidenten, der sich nun schon mehr als 16 Jahre außer Dienst befindet? Ist es seine aristokratische Art, ist es seine diplomatische Ader, seine pastorale Freundlichkeit? Ist es seine Unabhängigkeit, die seine CDU manchmal an den Rand der Verzweiflung brachte?
Unmittelbar nach dem Ende seiner Amtszeit als Präsident schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung, von Weizsäcker habe der SPD immer näher gestanden als der CDU. Das war sicherlich Übertreibung. Doch oft lag er mit seiner Partei über Kreuz: Er befürwortete Brandts Ostpolitik, entdeckte das Potential des Themas Umwelt, verhielt sich in Fragen der Atomkraft zurückhaltend und mit „seinem„ Kanzler, Helmut Kohl, verband ihn von Beginn an eine handfeste Männerfeindschaft. Zu unterschiedlich sind die beiden Politiker. Kohl ein Machtmensch, ein Aussitzer, der bei Parteispenden auch fünf gerade sein lässt. Weizsäcker dagegen ist nachdenklich, weltoffen, zurückhaltend, feinfühlig - er hatte sich nie angestrengt, in politische Ämter zu gelangen. Vielleicht ist dies das Rezept, mit dem man Sympathie gewinnt.
Von Weizsäckers Engagement galt - aus einer evangelischen Theologen- und Juristenfamilie stammend - dem Glauben. Neben seinem Beruf als Jurist, hat sich Weizsäcker früh mit kirchlichen Fragen befasst. Seit 1962 gehörte er dem evangelischen Kirchentagspräsidium an. Seine politische Laufbahn bei der CDU vollzog sich erkennbar gebremst. Seine Eigenwilligkeit und Unbeirrbarkeit haben immer wieder zu Schwierigkeiten mit seiner eigenen Partei geführt. Nie hat er seine Überzeugung verleugnet nur um der Bequemlichkeit willen. Nicht erst seit seiner Zeit als Regierender Bürgermeister in Berlin oder seiner Zeit als Bundespräsident strahlt er eine natürliche, aber freundliche Autorität aus.
Von Weizsäcker, ein Zeitzeuge im eminenten Sinn: er hat sich immer engagiert, eingemischt. Demokrat sein, das hieß für ihn nicht nur zuschauen, kommentieren, sondern auch handeln. Aktiv werden im Sinne einer Gesellschaft der Bürger.
In seinem neuen Buch „Der Weg zur Einheit“ erzählt er noch einmal die Geschichte der Wiedervereinigung nach, aber nicht als Historiker, sondern als Politiker, als einer, der unmittelbar dabei gewesen war. Über alle Parteigrenzen hinweg würdigt er die Verdienste der deutschen Nachkriegspolitiker, denen es gelungen ist, die Bundesrepublik im Westen zu verankern und trotzdem die Einheit nicht aus dem Blick zu verlieren. Und er hebt die Rolle der (evangelischen) Kirchen hervor, die schon früh auf Verständigung mit dem Osten setzten. Sie war die „einzige staatsfreie und zugleich auch über die ganze DDR verteilte große Einrichtungen“, eine Keimzelle des Widerstands.
Und nicht zuletzt berichtet von Weizsäcker aus ganz persönlicher Perspektive von den Tagen und Monaten der Entscheidung, von der Wiedervereinigung, die plötzlich auf der Tagesordnung stand. „Einheit - Freiheit - Europa“, das sind für Richard von Weizsäcker die Bezugsgrößen, denen sich Deutschland immer verbunden fühlen muss.
Vita:
Richard von Weizsäcker (*15. April 1920 †31. Januar 2015) war ab 1969 für die CDU Mitglied des Bundestages, trotzdem setzte er sich - wie er sagte - „kritischkonstruktiv“ für die Entspannungspolitik der Regierung Willy Brandt ein. 1981 wurde er Regierender Bürgermeister von Berlin. 1984 wurde Richard von Weizsäcker Bundespräsident - und 1990 nach seiner Wiederwahl Bundespräsident aller Deutschen.
Interviewer: Peter Voß (*28. Januar 1941), Intendant des SWR
www.3sat.de/page/?source=/ard/...
SWR, 2010

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