Politbarometer & das Niveau der Deutschen Leitkultur

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Peter Milger

Peter Milger

8 жыл бұрын

Was kein Schwein wissen kann. Das Volk als Orakel. "Weiß nicht" sagten nur 2%, 98% antworten, ohne ihren Verstand zu gebrachen. Im Januar hat das ZDF Fragen stellen lassen, welche die Zukunft betreffen. Beispiel: "Wird ... der Streit um die Flüchtlinge Angela Merkel ihr Amt kosten?" Obwohl niemand wissen kann, wie die Sache ausgeht, sagten 31% der Befragten JA, und 67% sagten NEIN. Nur zwei Prozent haben sich offensichtlich gedacht "woher soll sich das wissen" und geantwortet: "Ich weiß nicht". (Beim ARD-DeutschlandTrend sieht es ähnlich aus) Gibt es eine Aussicht auf Abhilfe? Bei Vertretern einer Deutschen Leitkultur steht plötzlich die Aufklärung als "Wert" hoch Kurs. Ausländer, die hier bleiben wollen, sollen sich darauf verpflichten. Angenommen, die Unionspolitiker meinen wirklich die Aufklärung im Sinne Immanuel Kants, käme dessen "Motto der Aufklärung" zwecks Verpflichtung zum Zuge: "Hab Mut, dich deines Verstandes zu bedienen". Wenn 98% der Befragten ohne Nachdenken JA oder NEIN sagen, haben sie dieses Motto offensichtlich nicht befolgt. Schlimm. Es wäre also dringend geboten, auch alle angestammten Deutschen eidesstattlich auf die Aufklärung zu verpflichten. Flankierend sollte etwa in Schulräumen an Stelle des Gemarterten am Kreuz eine Schrifttafel mit der besagten Empfehlung angebracht werden. Hilfreich wäre zusätzlich eine Kampagne mit der Aufforderung: "Hab Mut zu sagen: DAS WEISS ICH NICHT". Als Schirmherr könnte Sokrates dienen, der alte Grieche, mit seinem "Ich weiß, dass ich nichts weiß." Die Antwort: "weiß ich nicht" ist aber nicht nur klug und weise, sondern auch praktisch: Du vermeidest Irrtümer und niemand widerspricht dir. Nebeneffekt, bei allgemeiner Befolgung: Die Aufregung im Land nimmt ab, die Nerven beruhigen sich, christliche Nächstenliebe breitet sich aus. Passiert aber nicht, 98 Prozent kriegen den Satz partout nicht über die Lippen. Einfach total verklemmt. Mein Freund Karl, ein Psychiater, leitet einen Kurs an der Volkshochschule, in dem der Satz durch gemeinsames Aufsagen geübt wird. Er erzählt mir, dass die Teilnehmer den Satz nur unter Schmerzen herausbringen, wenn sie ihn zum ersten Mal allein aufsagen sollen. Ich fragte ihn, ob ein neumodischen Trauma vorläge. Darauf Karl; "Nein, eher ein Pawlow- Syndrom. Sie antworten so schnell, dass sie vorher gar nicht nachgedacht haben können. Der Satz "ich weiß nicht" ist bei ihnen gelöscht. Dabei suggeriert das Wort MEINUNG, man habe vor der Äußerung selbst nachgedacht. Es trügt. Wenn die Leute eine Meinung hören oder nach ihrer einer gefragt werden, erfolgt die Reaktion nach einem Sofortabgleich mit dem Meinungsbestand. Das geht schnell, weil er sehr übersichtlich ist. Manchen Menschen reicht zu manchem Thema eine einzige Meinung und sie müssen sie loswerden, um nicht daran zu ersticken. Durch die Ausscheidungen auf der Straße und im Netz ist die Republik mit Duplikaten und Variationen von vier oder fünf einschlägigen Meinungen regelrecht zugekleistert. Bei besonders pointierten Meinungen warten eher Ängstliche bis der Seehofer sagt, sie kann jetzt ausgesprochen werden. Dann aber raus damit. Anderseits, wenn Politikern und publizistischen Meinungsführern Mal nichts einfällt, halten sie ihre Sonden in die Meinungsflut, greifen besonders aufwühlende Meinungen heraus und äußern sie dann öffentlich. Wie durch eine geöffnete Schleuse überschwemmt eine neue Meinungswelle die Republik". Ich sagte: "Aha, das ist aber eine Meinung." Er brummte. "nein, nur eine Beobachtung, Ich sagte, ich hätte auch eine: "Befragt, ob Angela Merkel in der Flüchtlingskrise einen guten Job mache, antworteten 41 % der Befragten mit Ja, 54 % mit Nein. Wer es mit Denken versucht, kriegt schnell heraus, dass ein Urteil noch nicht möglich ist. Sind die 95% denkfaul oder zu dumm. Er: "Entweder oder. Sie übernehmen die Meinungen ihrer jeweiligen Meinungsgemeinschaft. Angst- und Neidgemeinschaft 54 %, Hoffnungsgemeinschaft 41%. Die Parteien glauben zu wissen, welche Meinungen sie einspeisen müssen, um mehr Zustimmung zu gewinnen. Auch in den Redaktionen nehmen Meinungsbildungen zu, der Vorwurf, es handele sich um Unwahrheiten (Lügenpresse), trifft aber nicht zu, weil Meinungen mit Logik per se nichts zu tun haben. Allerdings häufen sich als Nachrichten getarnten Behauptungen, die nicht nachprüfbar sind oder nicht nachgeprüft wurden. Dann kommt es in der Gerüchteküche zum Brodeln. Schnell wird aus ein paar Körnern Wahrheit ein Sack voller Lügen. Das heizt die Stimmung weiter an. Ein Jammer. Mit der aufgewendeten Energie könnte man die anstehenden Problemlocker zum Wohle aller lösen. Meint Peter Milger. www.milger.de

Пікірлер: 2
@crazy71achmed
@crazy71achmed 6 жыл бұрын
Man kanns ja auch wie Wittgenstein formulieren: Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen. :)
@Marcencius
@Marcencius 8 жыл бұрын
ist eben ein Thema zu dem jeder eine meinung hatt. Wer Fakten und die Warheit will, wird wohl warten müssen biss es diese Episode es in die Geschichtsbücher geschafft hatt.
tagesthemen-extra 21:50 Uhr, 07.07.2024
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Mamasoboliha
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