Rundgang KZ-Gedenkstätte Melk - Station 9: Lagerevakuierung

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Zeithistorisches Zentrum Melk MERKwürdig

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4 жыл бұрын

Ende März 1945 rückten die alliierten Truppen von allen Seiten an die Ostmark heran und die Sowjetarmee stand bereits vor den Toren Wiens. Die Waffen-SS begann daher in den letzten Märztagen damit, sämtliche KZ-Außenlager in Ost- und Südösterreich zu evakuieren und die Häftlinge nach Mauthausen zurückzubringen. Denn keinesfalls sollten Häftlinge als Augenzeugen der nationalsozialistischen Massenverbrechen in den Lagern zurückbleiben. In Melk befanden sich Anfang April noch mehr als 7.000 Häftlinge, weshalb die Evakuierung hier bis Mitte April dauerte. Der ehemalige Häftlingspfleger Claus Salomon berichtete später: "Wir haben im KZ Melk mit unseren 'Absetzbewegungen' angefangen, da die Rote Arme ante portas steht. 'Alles was Beine hat und noch laufen kann im Revier, muss bis mittags 2 Uhr marschfertig sein.' So lautet der Befehl des Lagerführers Ludolf. Wir Ärzte sind ratlos, denn wohin mit all den Kranken und Halbtoten, aber da kommt stracks des Weges Herr San. Oberscharführer Muzikant und löst dieses Problem auf die alte 'nationalsozialistische, humane Art und Weise".
Die eigentliche Lagerevakuierung begann in Melk am 11. April 1945 mit dem Abtransport von 1.500 Kindern, Jugendlichen und Kranken, die per Güterzug nach Mauthausen überstellt wurden. Wie die Zeichnung von Michael Kraus, der ebenfalls auf diesem Transport war, zeigt, endete die Evakuierung für viele Melker Häftlinge nicht in Mauthausen. Denn vom sogenannten Zeltlager in Mauthausen erfolgte ein weiterer Evakuierungsmarsch, der in das Außenlager Gunskirchen führte, wo in den letzten Kriegstagen täglich hunderte Häftlinge an Nahrungsmangel und Erschöpfung starben. Am 13. April 1945 wurde die Stadt Wien von sowjetischen Truppen befreit. Doch eine Autostunde westlich von Wien war davon nichts zu bemerken. An diesem Tag erfolgten die zwei größten Evakuierungstransporte aus dem KZ Melk in Richtung Außenlager Ebensee, in Summe wurden über 4.000 Männer in westliche Richtung transportiert. 2.000 davon wurden mit dem Zug nach Ebensee überstellt und erreichten bereits zwei Tage später das dortige Lager.
Weitere 2.400 Häftlinge wurden jedoch in Frachtkähne verladen und die Donau flußaufwärts bis nach Linz gebracht. Claus Salomon erinnert sich: "Nun treten wir auf dem Appellplatz an, jeder bekommt noch ein Stück Brot und dann setzte sich der Elendszug in Bewegung. Auf dem Wege zu unserer Verladungsstelle an der Donau sehen wir die Wagenkolonnen der 'siegreichen Hiterlarmee'. Auch sie sehen verzweifelt aus. Unten an der Donau werden wir in Frachtkähne verladen. Die Häftlinge werden auf die Verladerampe verteilt, sodaß einer auf dem anderen liegt. Etwa 900 Häftlinge werden in einem Verladeraum untergebracht, sodaß an Schlafen gar nicht zu denken ist. Die Ausdünstung der Körper verpestet die Luft, hingegen die SS oben an Deck lustwandelt."
Doch damit nicht genug: Von Linz aus mussten die Häftlinge zu Fuß tagelang bis nach Ebensee marschieren, eine Strecke von fast 90 Kilometern. Während dieses Marsches, der erst nach rund einer Woche am 20. April 1945 mit der Ankunft in Ebensee endete, wurden zumindest 21 Häftlinge ermordet, einigen wenigen Häftlingen gelang die Flucht. Rund zwei Wochen später, am 6. Mai 1945 wurde das Außenlager Ebensee von US-Truppen befreit. Doch viele der aus Melk evakuierten Häftlinge starben noch in den Wochen und Monaten danach in Ebensee an den Folgen der Zwangsarbeit in den Melker Stollen. Viele von ihnen liegen heute im KZ-Friedhof von Ebensee begraben.
Am 15. April 1945 wurde das KZ-Außenlager Melk dann endgültig aufgelöst, an diesem Tag verließen die letzten 1.500 KZ-Häftlinge das Lager. 1.444 von ihnen wurden mit einem Güterzug nach Ebensee transportiert, weitere 55 KZ-Häftlinge verließen Melk an diesem Tag mit LKW's und Pferdewagen. Als Transportführer dieses allerletzten Transports fungierte Lagerführer Julius Ludolph, der nach der Befreiung des Lagers Ebensee von US-Soldaten gefangen genommen und ein Jahr später wegen seiner verbrecherischen Rolle im KZ-Außenlager Melk in Dachau von einem US-Militärgericht zum Tod verurteilt wurde. Seine Hinrichtung wurde am 27. Mai 1947 in Landsberg am Lech in der BRD vollstreckt.
Doch was geschah nun mit dem leerstehenden Lagergelände in Melk, was wurde aus dem Krematoriumsgebäude und aus der Stollenanlage? Diese Fragen erörtern wir im nächsten Teil unserer Tour.
Quellen:
Bild 1: Appellplatz, USHMM / Bild 2: Michael Kraus (Tagebuch 1942-1945: Aufzeichnungen eines Fünfzehnjährigen aus dem Holocaust, Metropol-Verlag 20215) / Bilder 3: Google Maps / Bild 4: KZ-Gedenkstätte Ebensee, Zeithistorisches Zentrum Melk, C. Rabl, 2018 / Bild 5: Julius Ludolph, NARA, RG 549 - USHMM, 697926 / Bild 6: Gedenkfeier KZ-Gedenkstätte Melk, Bertrand Perz, 1990.
Text: Zeithistorisches Zentrum Melk, C. Rabl
Lesung Zitate: Melanie Grubner
Web: www.melk-memorial.org
Mail: info@melk-memorial.org
FB: MelkMemorial

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