Ich finde es schwierig. So ein System ist natürlich super cool und effizient aber brauche ich dafür noch eine Ausbildung zum Schreiner? Um ein Ikea Pax System aufzubauen muss ich ja auch nichts großartig können. Ich sehe euren Punkt und kenne ähnliche Systeme (Speedmaster) die wir als kleiner Schreinereibetrieb auch gerne ab und an nutzen aber finde es sehr schade in welche Richtung das Handwerk damit gerückt wird. Weg von Handwerkskunst und nachhaltigen Massivholzmöbeln hin zur Industriell fertig gefrästen Teilen aus beschichteten Spanplatten. Ich hätte da von dir Dominik, eine ähnliche Haltung erwartet.

@@nikischellhorn8692 Hey Niki, zunächst: Danke für deinen Kommentar, sieh folgende Sätze bitte als sachliches Gespräch und kein Battle 😁. Was für eine Haltung hättest du von mir erwartet? Ich habe hier doch gar keine Haltung geäußert, sondern lediglich gesagt, dass dies ein gutes Video (anderes Format als man es sonst von diesem Kanal kennt), welches sympathisch vorgetragen wurde, ist. Zudem habe ich die Vorteile aufgelistet, die mein Kollege dabei sieht. In keinem Moment habe ich gesagt, dass ich diese Art des Möbelbaus gut oder schlecht finde. Aber auf deine Kritikpunkte möchte ich gerne eingehen: 1. Ja, du brauchst dafür eine Ausbildung zum Schreiner. Da lernst du welche Werkstoffe, Verbinder und Beschläge es gibt. Mit dem erlernten Verständnis zur Gestaltung und Ergonomie kannst du die Kundschaft dann so beraten, dass sie lange Freude an ihrem Möbel haben. Du lernst, wie man ein vernünftiges Aufmaß macht. Wenn du mal eine Nische im Dachgeschoss ausgemessen hast, dann wirst du wissen, dass es da schon ein wenig Verständnis braucht. Du lernst, wie man gute Wand-/Deckenanschlüsse macht. Du lernst die Anwendung von Handwerkzeugen, damit du die baulichen Gegebeneinheiten vor Ort meistern kannst. 2. Du findest es schade, in welche Richtung das Handwerk gerückt wird. Ja Niki, ich auch. Ich find die ganze Welt scheisse, Autos, Flugzeuge, Fernreisen, Massentierhaltung und alles andere, was in dieser Welt des Überflusses jeden Tag für Zerstörung sorgt. Aber welche Tischlerei arbeitet denn noch so handwerklich, wie du/ich uns das vorstellen? Seit 100 Jahren eigentlich keine mehr. Es wird zu 99% mit Platte gearbeitet, weil alles andere entweder zu teuer für die Kundschaft ist oder man den Stil auch einfach passender findet. Davor kann man doch nicht die Augen verschließen oder? Sehen eure Auftragsbücher und die der umliegenden anderen zehn Tischlereien bei euch anders aus? Ansonsten sind die in Punkt 1 genannten Fähigkeiten die typischen Aufgaben der MeisterInnen in heutigen Tischlereien. Ob diese Arbeit jetzt von den Gesellen übernommen wird und Formatieren, Kante fahren und Lochreihe Bohren als die große handwerkliche Leistung angesehen wird oder diese Tätigkeit an einem Ort gebündelt wird, ist dann eine individuelle Entscheidung. Letztere Option halte ich dabei für wesentlich effizienter und damit nachhaltiger! 3. Es gibt die Option Dreischichtplatten oder auch Leimholzplatten zu nutzen, ebenso wie Stabplatte mit Lino. Ist Massivholz denn eigentlich nachhaltiger als Platte? Vergleich mal den Verschnitt bei Massivholzmöbeln mit dem Verschnitt der Herstellung/Konfektiinierung von Platten. Abgesehen von 5% Leimanteil ist da die positive Bilanz da klar bei der Platte. 4. Ich habe hier als Beispiel meinen Kollegen angeführt, der Einzelunternehmer ist und sich ohne 6-stellige Verschuldung selbstständig machen konnte. Ich sage aber auch, dass es Grenzen gibt: Man kann halt nur Plattenmöbel herstellen und kann natürlich nicht vollständig das Spektrum einer Tischlerei abdecken. Meine Haltung: 1. Nachhaltig ist alles, was nicht produziert wird, egal ob Platte oder Massiv. 2. Nachhaltiger ist, was auf Grund der verwendeten Materialen und Gestaltung langlebiger ist. Dazu gehört auch, dass es neben der Haltbarkeit auch möglichst vielen Menschen gefällt. Ein schlichter weißer Einbauschrank wird keinem aufstoßen. Individuelle Möbel klingen heute schöner, als sie es morgen sind. Denn heutzutage will keiner mehr den Eicherustikal-Schrank mit Schnitzereien in seinem Wohnzimmer haben. Schlicht und einfach mag langweilig sein, aber es ist wesentlich universeller. Über den Resdourcenverbrauch von Platte und Massivholz hatte ich schon geschrieben. Ein Möbel aus weitestgehend massiven Korpus wird auch ein paar Umzüge und Reperaturen überleben können, MDF und Span muss jetzt nicht unbedingt sein.

@@DominikRicker Da bin ich voll bei dir. Auch wenn ich noch den Punkt des Raubbau oder Verletzung der Menschenrechte (siehe sibirische Lerche) noch zusätzlich als Vorteil regionaler Massivhholzmöbel sehe (dabei ist die Spanplatte natürlich fast gleich auf weil jeder Hokzrest genutzt werden kann). Wie du schon sagtest, ist alles was nicht verbraucht und nicht produziert wird das Fairste gegenüber Mensch und Natur. Danke für deine Antwort und deine Stellungnahme.

Da steckt noch mehr drin: Zum einen: Welcher Schreiner will denn die 6-Meter-Schrankwand in RAL 7035 Span beschichtet mit ABS-Kante und Lochreihe ernsthaft selber bauen? Spaß am Beruf ist doch was anderes. Man könnte das Angebot also auch so sehen, dass es einem ernsthaften Handwerker die wirtschaftliche Grundlage (und die Zeit) dafür bietet, schöne handwerkliche Möbel zu bauen. Zum anderen, und das unterscheidet die ZEG von Speedmaster, unterstützt man damit eine genossenschaftlich organisierte Firma (dafür das G in ZEG ;-)), bei der man als Schreiner selber Anteilseigner ist. Und dann reduziert man auch noch die in sowieso in großer Überzahl untergenutzten CNC-Fräsen, die in so vielen Schreinereien rumstehen. Also, wenn Digitalisierung, dann so 🙂

​@@DominikRicker Auch als nicht Holzer, kann ich die Argumentation voll nachvollziehen und bin der gleichen Meinung

danke mein Lieber

Moin A, Das ist schwierig das in so einer Kommentarspalte zu diskutieren. Aber ich denke nicht, dass die große romantische handwerkliche Kunst in der Herstellung von Plattenmöbeln liegt. Da liegt die Krux eher begraben in der Planung, Qualität, Kundenzufriedenheit bzgl. Extrawünschen, Kommunikation, Aufmaß etc. Zuschnitt machen und Kante fahren sollte man nach 3 Monaten perfekt beherrschen. Aber beispielsweise ich als kleine Massivholzbude müsste mir mindestens ein Bearbeitungszentrum, einen Kantenanleimer und eine Plattensäge zulegen. Alles andere wird schwierig um konkurrenzfähige Preise anzubieten. Außer ich esse nur Nudeln mit Ketchup. Achja, ein größeres Lager wird auch benötigt. Und das alles bedeutet enorme Kosten. Und in der Werkstatt will ich eben meine Gesellin oder meinen Gesellen dann nicht dafür einteilen Zuschnitt zu ballern oder Kanten zu fahren, sondern die Extrawünsche zu erfüllen, schöne Massivholzmöbel zu bauen oder eben Aufmaß, Planung o.ä. zu übernehmen. Und in einer mittelgroßen Tischlerei läuft es ja auch häufig genauso ab, es gibt Tischler in der Werkstatt und Tischler, die dann montieren. Und nichts anderes passiert hier. Man zentralisiert die Herstellung, die nahezu perfekt ist. Somit kann ich super Preise anbieten - dem Kunden bei der Montage zeigen, warum ich als ausgebildeter Tischler (-meister) die Kompetenz und ein tolles Kundenerlebnis schaffe. Das ist am Ende entscheidend. Ich verstehe natürlich trotzdem den Gedanken von Dir.

Moin Max! Sehe ich genauso! Die qualitativen Unterschiede fangen beim Material selber an, beim Dekor, bei den Verbindern und der Kante! Das zieht sich tatsächlich komplett durch. Aber das ist auch okay, da der Schrank von Ikea wesentlich billiger ist! Liebe Grüße Siggi

Moin, der Schrank hat mich im EK ca. 2400,00 Euro netto gekostet.

Moin Günter ! Danke dir :) Das ist natürlich eine nicht so leichte Frage - du musst dafür kalkulieren! Also wo liegt dein Deckungsbeitrag - wie viel Arbeit ist das ganze vor Ort etc. Pp. Da kann man schwer einfach so einen Wert raushauen, das tut mir leid. Liebe Grüße Siggi

Danke mein Lieber! Das geht nur für Gewerbetreibende! Und wieder aufbauen bzw. ab und aufbauen ist kein Problem durch die lösbaren und wiederverwendbaren Lamello Clamex Verbinder.

Defintiv :D Hat auch wirklich spaß gemacht

Ich denke viele machen das um wirtschaftlich zu arbeiten. Erzähle ich ja auch im Video. Ich denke die große Tischler Romantik liegt nicht darin einen Spanplattenschrank zu bauen. Da liegt die Finesse in der Beratung/ Planung/ Kalkulation und Montage.