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Eines der tontiefsten und schwersten Geläute des Bistums Aachen hängt in St.Sebastian in Würselen.
Der älteste Teil der Kirche ist der romanische Westturm aus dem 12.Jahrhundert. Von 1722 bis 1726 wurde nach Plänen des Aachener Baumeisters Laurenz Mefferdatis ein dreischiffiger Bau mit gebusten Kreuzrippengewölben und toskanischen Säulen errichtet. Diese alte Pfarrkirche wurde auf Dauer zu klein für die immer weiter wachsende Gemeinde. 1906 wurde der vorhandene Kirchenbau erweitert. Ein Querschiff, ein dreischiffiger Chorraum sowie eine gewaltige Vierungskuppel wurden errichtet. In der Kirche finden 590 Gläubige Platz. Die Klais-Orgel umfasst 55 Register.
Im Turm befinden sich ein großes 4-stimmiges Geläute. Die erste Glocke der Kirche, eine kleine Zuckerhutglocke aus dem 13.Jahrhundert, befindet sich heute im Altarraum und wird von den Messdienern als Wandlungsglocke verwendet. 1384 wurde die Marienglocke von einem unbekannten Meister gegossen. Sie ist identisch mit einer ebenfalls im Jahre 1384 gegossenen Marienglocke für St.Germanus in Aachen-Haaren welche sich nun im Kölnischen Stadtmuseum befindet. Beide stammen definitiv vom selben Gießer und tragen sogar dieselbe Inschrift (!). Im Jahre 1432 goss Johann von Geilenkirchen die Balbinaglocke. Dieses ungewöhnlich schöne Gusswerk trägt Medaillons, Heiligenbilder, Pilgerzeichen sowie Darstellungen der Passion Christi. Interessant ist dass von diesem Gießer keine weitere Glocke bekannt ist. 1954 wurde das Geläute um die Sebastianusglocke erweitert. Diese Glocke weist jedoch schwere Gussfehler auf, klingt aber trotzdem noch recht passabel. Die große Pius-X-Glocke von 1961 ist nicht nur eine der größten Glocken die von der Fa. Otto in Bremen-Hemelingen gegossen worden ist, sondern auch eine der schwersten und tontiefsten Glocken des Bistums Aachen. Leider hängt ihr Klöppel außermittig was zu einem unregelmäßigen An- und Ausläuten führt. 2004 wurde das Geläute von der Fa. Petit & Gebr. Edelbrock aus Gescher saniert. Die 3 "kleinen" Glocken erhielten neue Joche, Klöppel und Motoren. Bei der großen Glocke wurde lediglich der Klöppel und der Motor ausgewechselt. Die historischen Glocken wurden geschweißt wobei die Balbinaglocke eine völlig neue Krone erhielt. Leider besitzen die neuen Motoren verdammt starke Bremsen. Ob man das als Sanierung bezeichnen kann?...
Pius-X-Glocke, Schlagton a°+1, Gewicht ca. 4.600 kg, Durchmesser 1910 mm, gegossen im Jahre 1961 von der Fa. Otto in Bremen-Hemelingen.
Sebastianusglocke, Schlagton cis'+1, Gewicht ca. 2.350 kg, Durchmesser 1537 mm, gegossen im Jahre 1954 von der Fa. Feldmann & Marschel in Münster (Westf.).
Balbinaglocke, Schlagton e'-1, Gewicht ca. 1.300 kg, Durchmesser 1262 mm, gegossen im Jahre 1432 von Johann von Geilenkirchen.
Marienglocke, Schlagton fis'+4, Gewicht ca. 980 kg, Durchmesser 1110 mm, gegossen im Jahre 1384 von einem unbek. Gießer (Kölner Werkstatt).
Ein herzliches Dankeschön geht an den Pfarrer sowie an den Küster der Kirche für die Ermöglichung des Sondergeläutes (übrigens selbst eingeschaltet ^^) und den Turmaufstieg.