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Folgt man Kommissär Bärlach in Friedrich Dürrenmatts Kriminalroman Der Verdacht, so hat „ein Kriminalist“ „die Pflicht, die Wirklichkeit in Frage zu stellen“. „Wir müssen in diesem Punkte durchaus wie die Philosophen vorgehen“. Die Vorstellung, dass Philosophie und Kriminalistik im Gleichschritt gehen, hat etwas Beruhigendes. Beruhigung freilich hält bei Dürrenmatt, dessen 100. Geburtstag 2021 gefeiert wird, nie lange an. Denn Bärlachs Gegenspieler lässt diesen wissen: „Die Freiheit ist der Mut zum Verbrechen, weil sie selbst ein Verbrechen ist.“ Ist die Philosophie als Hüterin aller Freiheit womöglich nicht die Schwester der Kriminalistik, sondern die Brutstätte des Verbrechens?
Andreas Urs Sommer hielt diesen Vortrag im Rahmen der Freiburger Sommervorträge (Studium generale, SS 21) an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau.