Filmtext:
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Im ersten der großen Ausstellungsräume sind mehrere Fotografien von Horst Kistner zu sehen. Horst hat 2023 zwei bedeutende Preise gewonnen, einmal in New York und einen in Tokio.
Wir haben ständig zahlreiche Arbeiten von ihm vorrätig, und wie Sie sehen können, kann man sich die Fotografien in aller Ruhe und aus der Nähe anschauen. Denn an seinen Fotografien ist besonders bemerkenswert, wie detailreich sie gestaltet sind. Er baut jede seiner Bühnen im Studio auf und achtet auf jedes noch so kleine Detail.
Kistner ist ein Meister des Lichts - ein Lichtbildner alter Schule. Damit nimmt er in Deutschland eine Sonderstellung ein, da die inszenierte Fotografie hier stiefmütterlich behandelt wird und die Dominanz der Düsseldorfer Schule auf dem Kunstmarkt eine monopolistische Stellung einnimmt. Auch das ist der Grund, warum Horst Kistner im Ausland Preise verliehen bekommt und in seiner Pariser Galerie als einer der gefragtesten Künstler gilt.
Aber auch in Deutschland hat er zahlreiche Sammler gefunden, und auch einige unserer Partnergalerien haben großen Erfolg mit seinen Fotografien. Zumal, das darf man sagen, sie im Verhältnis zu anderen Fotografen durchaus günstig sind.
Jetzt einen Schnitt und einige Schritte weiter in den nächsten Ausstellungsraum. Damit treten wir in eine andere Welt des Bildnerischen.
Torsten Ueschner ist ein Vertreter der traditionellen Landschaftsmalerei. Natürlich gehört er in diese Traditionslinie, ist jedoch in seiner Ausdrucksweise sehr individuell. Der Furor seiner Malerei bleibt nicht in der Oberflächlichkeit stecken, sondern lädt die Gemälde gleichsam mit Spannung auf. Denn seine Bilder entstehen nicht spontan, sondern wachsen über Monate, ja zuweilen Jahre.
Ueschners pastose Malerei gibt ihnen die Anmutung von Reliefs oder aber tektonischen Schichtungen, wie wir sie aus der Geologie kennen.
Natürlich haben wir auch von Torsten Ueschner zahlreiche Gemälde im Archiv.
Seine Ausstellungsbeteiligung im Museum in Paderborn war ein großer Erfolg, und die Galerie Goldwerk in Rostock hat letztens eines seiner Gemälde an einen Sammler verkauft.
Über die inszenierte, aber auch figürliche Fotografie von Horst Kistner und der Landschaftsmalerei von Torsten Ueschner kommen wir zur Arbeit von Thomas Gatzemeier.
In seinen verschiedenen Werkgruppen tauchen immer wieder Figuren auf, zuweilen naturalistisch dargestellt, aber auch fragmentarisch in Bildräumen gleichsam schwebend.
Unverkennbar ist seine malerische Sozialisation - die an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig begann. Gatzemeier interessierte sich nicht für den einen Stil an sich. Ihn begeisterte die Moderne mit ihrem Freiheitsbestreben und die Suche nach Bildformen, ohne sich in ein Korsett pressen zu lassen.
Seit einigen Jahren beschäftigt sich Gatzemeier intensiv mit Naturdarstellungen. Der Impuls hierfür war eine Ausstellung von Sybilla Merian im Städel in Frankfurt und unqualifizierte Angriffe auf seine Aktmalerei. Die Weisheit des Alters zeigte ihm diesen Weg, der von einer ganz neuen Lust geprägt ist.
Natürlich, und das ist unübersehbar, spielt auch unser Umgang mit der Natur in seinen Darstellungen eine Rolle. Denn zuweilen tauchen ausgestorbene Insekten und gefährdete Pflanzen in seinen auf Kontopapier gemalten Naturstücken auf.
Gatzemeiers Malereicollagen sind eine Reminiszenz an den ewigen Surrealismus. Auf originalen Heliogravüren, die Wilhelm Bode um 1900 herausbrachte, malt der Künstler nach dem unterbewussten Zufallsprinzip allerlei Gegenstände und schafft damit eine Neben-Wirklichkeit, die auf einem physischen Automatismus beruht.
Dieser Automatismus erzeugt eine eigene Beziehung zu der vorhandenen Komposition und gibt diesen Bildern nicht nur eine dritte Ebene, sondern lässt auch neue Zusammenhänge entstehen, die Geschichten erzählen.