Der Normal-Bürger würde vermutlich denken, dass spätestens seit dem Siegeszug der E-Mail und mit voranschreitender Digitalisierung das Thema „Rohrpost“ obsolet geworden sind. In einem normalen Betrieb oder im Verwaltungswesen mag dies auch stimmen, nicht jedoch in einer Institution, von der täglich logistische Höchstleistungen gefordert werden. Die Uniklinik Köln ist so ein Ort.
Verschiedenste Arten von Proben, Medikamenten und Injektionen müssen hier jeden Tag zusammengerechnet mehrere hundert Kilometer zurücklegen. Der Faktor Zeit spielt hierbei häufig eine wichtige Rolle. Zum Beispiel bei der Bearbeitung von Blutproben oder beim Transport von lebensrettender Arznei. Bei rund 2500 Sendungen pro Tag (Tendenz steigend) kommt man hier bei Spitzenzeiten schnell an die personell umsetzbare und belastbare Grenze.
Eine Rohrpostanlage macht einen Ort wie die Uniklinik jedoch nicht nur effizienter und erspart dem Personal lange Laufwege, sie macht ein Krankenhaus auch hygienischer und sicherer. Der personenlose Transport von infizierten Proben beugt Cross-Kontaminationen vor.
Auf Basis einer Untersuchung der Medfacilities GmbH im Jahre 2010 wurde die Entscheidung getroffen eine solche Anlage in der Uniklinik Köln zu errichten.
Wir sind im Rahmen einer Vergabe im Jahr 2018 in die Leistungsphasen 7 und 8 eingestiegen. Im Jahr 2020 wurde eine Ergänzung zur Anbindung an das CEFAM (Centrum für Familiengesundheit) beauftragt, für dessen Planung und Bauüberwachung wir vollständig verantwortlich sind.
Besondere Herausforderungen, sind vor allem die Installation im laufenden Betrieb sowie der Eingriff in die bestehende Bausubstanz mit Berücksichtigung des Brandschutzes und in die bereits vorhandene sowie in Planung befindliche Gebäudetechnik. Beides erfordert intensive Abstimmungen zwischen Bauherrn, Nutzer und den ausführenden Gewerken durch unsere Bauüberwachung.
Mit der Rohrpostanlage werden über drei Hauptzentralen mit je drei Zentralverteilern sowie zwei Nebenzentralen mit je einem Zentralverteiler auf dem Uni-Gelände insgesamt 16 Gebäude miteinander verbunden.
Dabei kommen rund 100 Empfangs-Sende-Stationen sowie 15 Sonderstationen der Aerocom GmbH & Co. KG zum Einsatz.
Insgesamt werden auf dem Gelände ca. 18km Fahrrohre in Edelstahl und PVC verlegt, die längste dabei zurückgelegte Strecke beträgt ca. 850m. Normale Sendungen werden mit einer Geschwindigkeit von bis zu 6m/s, empfindliche Güter wie z.B. Blutproben mit max. 3m/s versendet.
Auch die Sicherheit spielt bei manchen Transporten eine Rolle. Daher ist die Bedienung generell nur mit einem Ausweis möglich. Über eine Datenbankabfrage werden die verschiedenen Sicherheitsstufen berücksichtigt. Damit ist auch eine geforderte Protokollierung des Empfangs bei Sondergütern wie z.B. Betäubungsmitteln möglich.
Im vierten Quartal letzten Jahres haben unsere Geschäftsführer zusammen mit einem unserer Bauüberwacher und einem Teil der Medfacilities GmbH den aktuellen Stand der Anlage begutachtet. Die dabei entstandenen Impressionen gibt es in unserem Kurzfilm.
Wir bedanken uns bei allen Beteiligten und wünschen viel Spaß beim Anschauen!