Lieber Herr Aushauser, dem kann ich mich nur anschließen - wobei Sie schon auch viel Kundiges und Interessantes über Lederwaren und ihre Herstellung, zahlreiche Kniffe und Tricks und schöne Ideen in Ihren Videos weitergegeben haben. Wer auch dem Sammeln verfallen ist, der Suche nach dem einfach Perfekten oder perfekt Einfachen, der fand in Ihren Filmen Trost und manchmal auch Hilfe. Ach ja, zu gern wüßte ich, welcher sündteure Planner Sie so enttäuscht hat und uns der Freude und des Vergnügens an Ihren Videos künftig beraubt. Danke und alles Gute Gustav

Gelegentlich stehe ich auf einem bayerischen Berg, etwa dem Demeljoch oder dem Schafreuter. Dort oben verläuft die Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Wenn ich da einen Schritt mache, werde ich binnen einer Sekunde vom Inländer zum Ausländer. Ja, manchmal stelle ich mich so auf die Grenze, dass mein Bauch den Österreichern gehört, mein Gesäß aber den Deutschen, oder umgekehrt; oder mein linker Arm den einen, mein rechter Arm aber den anderen. Das ist nicht unwichtig, denn die Österreicher haben etwa mit den Italienern bitter gestritten, wem nun der sogenannte 'Ötzi' gehört, diese steinzeitliche Weltsensation. Man hat sogar den Grenzverlauf exakt nachgemessen deswegen. Deshalb liegt der Ötzi jetzt in Bozen und nicht in Innsbruck. Mit der Religion ist es ganz ähnlich. Es ist eine schmale Grenze zwischen Glaube und Unglaube; und wer sich traut, kann zwischen beiden beliebig hin und her springen. Den Berg freilich interessiert weder das eine noch das andere. Wenn man also weder gläubig ist noch ungläubig, was ist man dann? Na, dann ist man allein. Dann packt man seine Brotzeit aus und seine Thermoskanne. Manchmal ist da oben ein Grenzstein; darauf kann man dann sogar bequem hocken, weil angenehm glatt und nicht so scharfkantig wie bröckeliger Fels. Auch hier ist es mit der Religion ähnlich: Sie macht das Leben bequemer. Ein Bergsteiger aber sucht nicht Bequemlichkeit, sondern was ganz anderes. Manchmal sucht er überhaupt nicht. Er geht einfach los. Darin liegt eine ungeheure Einsamkeit.