Wie üblich an einem warmen Sommertag sehen wir die Uhu-Kinder entweder früh am Morgen, wie sie sich aufwärmen, oder erst spät in der Nacht. So auch hier: Das Eulenweibchen Mika genießt die Strahlen der Morgensonne und breitet ihre Flügel aus, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Da die Eulen nachtaktive Jäger und oft in der Dämmerung aktiv sind, haben sie eine hohe Stoffwechselrate. Das Sonnenbaden hilft ihnen, ihre Körperwärme zu erhöhen und so ihre Energiebilanz zu verbessern. Nach dem Aufwärmen zieht sich Mika aber gegen Viertel vor acht in einen geschützten Unterschlupf für den Tag zurück.
Erst nach Mitternacht zeigen sich die Uhus wieder vor der Kamera (1:50). Wie Geister huschen sie am Objektiv vorbei, die Beute eines nächtlichen Jagdabenteuers fest in ihren Klauen. Morgens um kurz nach vier trifft Alakina mit dem Beutetier in der ehemaligen Kinderstube ein (2:40), und wir sehen später beim Zerlegen, dass es sich um einen Vogel handelt. Ihre Schwester Mika kommt ebenfalls hinzu und kann sich sogar das Frühstück schnappen. Genüsslich rupft sie das Federvieh, lässt dabei aber die unappetitlichen Stücke liegen (7:00). Greifvögel wie Eulen verschmähen beim Fressen oft Teile der Geflügelbeute wie bestimmte Innereien (z.B. Mageninhalt und Gallenblase), Federn, Klauen oder Schnabelteile. Diese Teile enthalten entweder wenig Nährstoffe oder sind schwer verdaulich - oder enthalten potenziell schädliche Inhaltsstoffe wie die Galle. So sortiert unsere Genießerin instinktsicher die verwertbaren Bestandteile aus, macht dann einen kurzen Ausflug, und schon ist sie wieder da, um sich auch noch um die Reste zu kümmern - zurück bleibt ein Federhaufen.
In der Morgendämmerung können wir zwei Geschwister hoch auf der Mauer beobachten (11:20). Offensichtlich gab es noch einen Nachschlag in Form einer Ratte, und mit vollem Bauch wird die Umgebung gleich wieder interessanter. Kabel der Kameras und Metallstreben des Baugerüsts scheinen besonders spannend zu sein (13:10 16:50 18:50). Aber auch für Zärtlichkeiten nehmen sich die beiden Zeit (22:25). Dieses Verhalten wird als "Allopreening" bezeichnet, bei dem die Vögel sich gegenseitig die Federn kraulen, was zur Pflege des Gefieders und zur Stärkung sozialer Bindungen innerhalb der Gruppe beiträgt.
Kurz vor sechs Uhr gesellt sich auch der letzte Junguhu zur fröhlichen Runde (23:10), und so sind alle drei für kurze Zeit vereint. Nach einer ausgiebigen Morgentoilette verlassen sie nach und nach ihren hohen Aussichtspunkt, werden dabei aber von den Dohlen energisch verfolgt. Da hilft nur der Abflug an ein geschütztes Plätzchen, und für den Tag können die Rabenvögel wieder die Herrschaft über die Burgruine übernehmen.