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„Ähm, okay, so, also, genau!“ Da haben wir schonmal fünf Füllworte kennengelernt. Jetzt werden wir sie wieder los.
Ein Beispiel: „Dann freue ich mich jetzt auf einen … ähm … interessanten Vortrag.“
Das “Ähm“ nimmt dem, was wir sagen, unheimlich viel Kraft.
Genau so wie andere Füllworte. Manche haben sich eher das “So“ angewöhnt oder das “Also“. Oder, auch recht populär das “Genau“.
Diese Füllworte sind ein großes Thema. Immer wieder werde ich in meinen Seminaren gefragt, wie wir sie loswerden können. Und ich wünschte, es gäbe einen Schalter, den man umlegen kann und dann ist es weg. Tatsächlich ist es leider mit etwas Arbeit verbunden, diese Füllworte loszuwerden. Aber, die gute Nachricht: Es geht.
Der Schlüssel dafür ist unser Bewusstsein. Das können wir aktiv steuern. Stell dir mal eine Zeitleiste vor. Und in der Mitte der Zeitleiste ist der Moment, in dem du das Füllwort benutzt. Also jetzt im Beispiel das “Ähm“. An dieser Stelle sagst du “ähm“.
Wo auf der Zeitleiste merkst du, dass du Ähm sagst?
Vielleicht erstmal gar nicht. Vielleicht nur durch Feedback von anderen, also viel später auf der Zeitleiste. Manche sagen: Mir fällt's auf, wenn ich fertig bin mit reden. Manchen kurz nach dem Ähm.
Der Trick ist jetzt, das Bewusstsein immer näher an die Stelle ranzuführen, an der du das Füllwort benutzt, es auf den Moment selbst zu lenken und dann auf kurz davor. Wenn du so weit bist, kannst du das Ähm weglassen.
Viele sagen: Ja, aber ich merk es halt einfach nicht. Oder zu spät. Was mach ich denn jetzt? Hier ein praktisches Beispiel.
Ich habe mal eine Führungskraft der Deutschen Bahn gecoacht. Das war ein Mann, der in fast jedem Satz die Formulierung “an dieser Stelle“ verwendet hat.
„An dieser Stelle ist es wichtig zu beachten, dass wir, wenn wir an dieser Stelle mit unsern Mitarbeitern arbeiten" So in etwa. Nicht übertrieben! Und er hat das selber gar nicht mitbekommen. Er hatte keine Wahrnehmung dafür, dass er diese Formulierung überhaupt verwendet.
Was ich dann gemacht habe, ist: Ich habe das Coaching normal fortgesetzt. Und wenn er "an dieser Stelle" gesagt hat, habe ich ihm ein akustisches Signal gegeben. Nämlich auf den Tisch geklopft.
Für ihn war es erschütternd zu realisieren, wie häufig das vorkam. Und gleichzeitig hat ihn das sehr motiviert, an sich zu arbeiten. Zu Hause hat er seiner Frau dann den Auftrag gegeben, immer auf den Tisch oder in die Hand zu klopfen, wenn er "an dieser Stelle" sagt. Und es hat nur wenige Tage gedauert, dann konnte er das komplett ablegen. Das akustische Signal hat ihm geholfen, seine Wahrnehmung zu schärfen.
Und genau darum geht es. Denken wir nochmal an die Zeitleiste und das Ähm: Es geht darum, unsere Wahrnehmung dahin zu lenken, dass wir das Ähm überhaupt bemerken. Und zwar erstmal, kurz nachdem wir es gesagt haben. Du kannst das entweder durch bewusste Aufmerksamkeit schaffen, also durch die Entscheidung, es wahrnehmen zu wollen. Oder durch Hilfe von außen. Du bittest einen Freund, Kollegen, Partner oder Coach, dir ein Signal zu geben.
Wenn du dann an dem Punkt bist, dass du sagst: Ich merke, in dem Moment, wo ich “ähm“ sage, dass ich “ähm“ sage - Herzlichen Glückwunsch! Das ist schonmal richtig gut. Denn jetzt kannst du den nächsten Schritt gehen. Und das Füllwort schon bemerken, kurz bevor du es sagst. Und es dann ganz weglassen.
Also: Wir lenken unsere Aufmerksamkeit auf dem Zeitstrahl immer weiter nach vorn. Verschieben es auf den Moment selbst und auf kurz davor. Und dann sagen wir stattdessen gar nichts. Machen lieber eine Pause.
Ich hatte mal ne Phase, da hätte ich jetzt gesagt: Genau.
Hab ich mir zum Glück wieder abgewöhnt. Glaube ich zumindest. Ansonsten: Klatsch doch gerne, wenn du mich das nächste Mal siehst und ich es benutze.
Ohne Füllworte sind wir klarer, glaubwürdiger und überzeugender. Und du bist jetzt auf dem besten Weg dahin.