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"Ich muss lernen, empathischer zu sein." Das habe ich schon von mehreren Führungskräften gehört. Die von ihren Chefs zu mir geschickt wurden.
Empathie ist ne tolle Sache, um Vertrauen und Beziehungen aufzubauen. Wie sie funktioniert und wie nicht, erkläre ich heute.
Viele denken: mitfühlend und gut gemeint ist gleich empathisch. Stimmt aber nicht.
Wir starten mit fünf typischen Formulierungen, die NICHT empathisch sind.
Stellen wir uns vor, eine Freund kommt zu mir und sagt:
“Oh man, mein Kollege ist so ein Depp! Was für'n mieser Typ!“
Erste nicht-empathische Reaktion:
“Oh ja, das kenne ich auch. Mein Kollege ist genauso.“
So viele Menschen erzählen direkt von sich selbst. Der andere gibt etwas von sich preis. Und statt da hinzuschauen und nachzufragen, bringen sie ihre eigene Anekdote, ihre eigene Geschichte zu dem Thema. Und denken, das wäre mitfühlend, weil sie damit das unterstreichen, was der andere sagt. Ist es aber nicht.
Zweitens:
“Echt? Ich fand den Kollegen ganz nett, als ich ihn kennen gelernt habe.“
Auch hier wieder: Ich spreche nur über mich selbst. Dieses Mal über meine Meinung. Aber die tut in dem Moment nichts zur Sache!
Dritte Reaktion, von der viele denken, sie wäre empathisch:
„Ach du, das wird schon wieder. Ihr kriegt euch schon wieder ein.“
Diese ganzen Kopf-hoch-Formulierungen haben nichts mit Empathie zu tun. Auch wenn sie gut gemeint sind. Und es ist auch nicht unbedingt falsch, sowas zu sagen. Aber: es ist eben nicht empathisch! Und besonders, wenn jemand echtes Leid erlebt hat, ist: "Kopf hoch, das wird schon wieder!" das Gegenteil von Mitgefühl. Das baut Distanz statt Nähe, weil es sagt: "Stell dich nicht so an, das ist gar nicht nicht so schlimm wie du denkst!"
Nicht-Empathie zum Vierten:
"Ich hab dir doch immer schon gesagt, dass der ein Depp ist."
Na klasse. Du hattest recht. Du hast es vorher gewusst. Hab ich jetzt aber nix von. Und hilft mir nicht.
Eine hab ich noch. Eine nicht-empathische Reaktion. Nummer fünf:
Lösungen anbieten:
“Du musst dem Kollegen halt mal klar deine Meinung sagen!"
Dieses "Mach's doch mal so oder so" ist bestimmt liebevoll gemeint. Das ist eine Methode, mit der besonders Männer versuchen zu helfen. Aber eine empathische Reaktion ist auch das eben nicht. Wenn der andere nach Lösungen fragt: Klar, mach deine Vorschläge! Aber mach sie nicht, wenn er gerade über seine Gefühle spricht!
Also: Kenne ich auch, sehe ich anders, wird schon wieder, habe ich immer schon gewusst und mach's doch so - sind alles keine empathischen Reaktionen.
Was machen wir stattdessen? Wie geht's richtig?
Zur Erinnerung: Der andere hat gesagt: “Oh man, mein Kollege ist so ein Depp! Was für'n mieser Typ!“
Empathie heißt jetzt, nach den Bedürfnissen und Gefühlen unseres Gegenübers zu fragen.
Wir machen's gleich praktisch. Nach Gefühlen fragen kann heißen:
“Du warst richtig sauer in dem Moment, oder?“
Oder:
"Was löst das in dir aus, wenn sich der Kollege so verhält?"
Oder:
“Wie geht’s dir jetzt, nach diesem Erlebnis?"
Das alles sind empathische Reaktionen. Das sind Fragen, die abzielen auf das Gefühl des anderen.
Und dann können wir noch gezielt nach Bedürfnissen fragen. Sprich: Nach dem, was dem anderen wichtig ist, was Wert für ihn hat, was er braucht.
Zum Beispiel so:
“Was hättest du dir denn gewünscht in dem Moment?“
Oder:
“Warst du wütend, weil dir Fairness wichtig ist?“ Bzw: Ehrlichkeit oder Hilfsbereitschaft oder was auch immer.
Oder du sagst:
"Was hilft dir jetzt am besten?"
Nach Bedürfnissen fragen, heißt zu fragen: Was braucht der andere? Was ist ihm wichtig? Auch: Welcher Wert wurde in der Situation angegriffen, dass er sich so ärgert?
So zu fragen, hilft dem anderen auch, wieder einen Zugang zu seinen eigenen Wünschen zu finden. Und damit auch: bessere Laune zu kriegen. Und aus der Opfer-Rolle rauszukommen.
Kurz zusammengefasst: Wenn wir empathisch kommunizieren möchten, dann sprechen wir nicht über unsere eigenen Ansichten, Gedanken oder Lösungsansätze.
Sondern wir sprechen über das, was mein Gegenüber in dem Moment beschäftigt.
Mit unseren Fragen können wir auf die Gefühle und Bedürfnisse unseres Gegenübers eingehen. Dadurch erschaffen wir tiefe und starke Beziehungen. Wir können anderen Menschen auf Augenhöhe begegnen und ihnen wirklich helfen.
Probier es gerne aus! Und trage Empathie in deine Welt!