Moin - so ohne den tatsächlichen Satz zu sehen, möchte ich dazu nichts Endgültiges sagen. Allerdings: Gerade, wenn du etwas ohne stilistische Fesseln komponierst, ist eigentlich alles erlaubt, was dir gefällt. Von daher: Feuer frei... LG!

Puh - da machst du ein riesiges Fass auf. Ich hatte überlegt, ob ich das in das Video reinnehme, mich dann aber dagegen entschieden, weil es hier ja eigentlich um Modulationen geht. Ganz kurze Antwort: Jein. Etwas längere Antwort: Die Funktionstheorie in ihrer Hauptströmung muss für die von dir angeführte Betrachtungsweise das Prinzip der Terzenschichtung aufgeben und damit auch dissonante Töne uneinheitlich definieren. Sie bevorzugt 1.) reine Quinten über Grundtönen und 2.) die Betrachtung des Basstons als Grundton. 1.) macht bei der Sp in Moll Probleme (verminderte Quinte über tiefstem Ton der Terzenschichtung) und 2.) führt dazu, dass wir erklären müssen, dass zuweilen reine Quinten über dem Grundton dissonant sind (wie in diesem Beispiel). Und da gibt es dann natürlich Probleme mit den alten Satzlehren, die die Septime immer abwärts auflösen - ein Prinzip, das in der komponierten Wirklichkeit über Jahrhunderte gilt. Die relativ junge Funktionstheorie, die in ihrer Kurzschrift Aussagen über Moll und Dur treffen möchte, kann aber einen halbverminderten Akkord ohne zusätzliche Anmerkungen nicht erklären - die (im Übrigen falsch verstandene) Übernahme des "sixte ajoutee"-Begriffs von Rameau (der da gelegen kommt, von seiner Definition des Grundtons - dem "tiefsten Ton der Terzenschichtung" - verabschiedet man sich hingegen gerne) wird als Ausweg gewählt, der zwar viele Probleme löst, aber m.E. unzählige neue schafft. Irgendwann kommt ein Video zum Thema, aber dafür brauche ich VIEL Zeit. Wie auch immer - wenn du aus einer Strömung kommst, die die Funktionstheorie absolut setzt, dann ist deine Betrachtungsweise natürlich state of the art, wenn du aber das Denken des Generalbasses und der Stufentheorie auch kennst, wirst du bei vielen Sätzen mit dieser Betrachtung Schwierigkeiten haben. Ich komme aus einer Tradition (mein Lehrer war Schüler von Gardonyi), die Funktionstheorie im Bewusstsein von Stufentheorie und Generalbass anwendet, und da ist diese Lesart m.E. näher an der komponierten Wirklichkeit. Wie alle (im Endeffekt deskriptiven) Theorien, die musikalische Zusammenhänge darstellen wollen, hat aber auch diese Betrachtungsweise sicherlich ihre Schwächen (wie die Funktionstheorie aber auch, s.o., zudem denke man etwa an die Capriolen, die notwendig sind, um Quintfallsequenzen zu beschreiben).

@@musikalion Die Funktionstheorie nimmt den Bass auf der 4. und 5. Stufe quasi als Grundton. So kommen Gebilde wie S6/5 und D6 zustande. So denkt der Generalbass ja im Grunde auch. Das Problem, was du schon angerissen hat, ist, daß das nie dazugesagt und einiges durcheinandergeworfen wird. Stichwort "sixte ajoutee"... Das habe ich übrigens erst mit dem Generalbaßspiel erkannt. Die Funktionstheorie ist inkonsistent, dafür aber um so aufgeblasener. Mein Lehrer hat diese Symbolmonster mal schön mit "Kreuzworträtsel" umschrieben. ;-) Bei Quintfallsequenzen behauptet die Funktionstheorie ernsthaft, daß hier der funktionale Gang der Musik aussetzt... hahaha. 🤣 Dabei gibt es kaum etwas Zielstrebigeres, als eine Quintfallsequenz.

@@kaptnkirk2740 Kreuzworträtsel gefällt mir ;-).