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Liebe Bolzplatzkinder,
von kleinauf weiß ich, dass Freiheit nichts Selbstverständliches ist. Und seit vielen Jahren setze ich mich für freiheitliche Werte in unserer Gesellschaft ein. Die aktuelle Debatte um die Videos zu #allesdichtmachen veranlasste mich dazu, ein persönliches Statement abzugeben. Ein Statement für das Allgemeinwohl. Letzteres mit höchster Priorität anzustreben, verankerte sich seit meinem Studium der Volkswirtschaftslehre als ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil meines Selbstverständnisses von erfolgreichem Zusammenleben in einer Gesellschaft.
Für das bestmögliche Ergebnis und die Weiterentwicklung einer Gesellschaft ist die öffentliche Erregung unabdingbar. Wie ich in meinem Video erkläre, funktionieren intelligente Systeme wie das menschliche Gehirn oder organisierte Staaten nur durch Erregungen und Störungen, auf die Lösungen folgen, welche daraufhin bewertet werden. Durch diesen dreistufigen Prozess eines dynamischen Systems lernt dieses, wird intelligenter, entwickelt sich und wird reifer. Erregungen finden in Harmonie sehr selten statt. Und so ist es unglaublich wichtig, Diskurse zu führen. Mit unterschiedlichen Meinungen und Perspektiven. Ein solcher Austausch ist sozusagen überlebenswichtig. Ohne Erregungen, Störfaktoren und Feedback wären wir alle nicht mehr am Leben.
Stellvertretend für all die Videos und Beiträge der Künstler und Schauspieler habe ich mir jenes von Jan-Josef Liefers einmal angeschaut. An einigen Stellen musste ich schmunzeln und zustimmen, andere Sequenzen fand ich weniger gelungen und sah ich als etwas übertrieben an. Meine Meinung über diese Haltung ist allerdings auch gar nicht so wichtig. Ich finde es toll, wenn Menschen den Mut haben, sich öffentlich, in Form von Satire, die meist Ironie und Übertreibung beinhaltet, stark machen für Kritik und gesellschaftliche Missstände anprangern. Oder auch ohne eine satirische Kunstform, sondern einfach sachlich, kreativ und konstruktiv. Damit meine ich nicht die Verschwörungstheoretiker, Corona-Leugner und Rechtsradikalen. Denn sie halten sich bei ihrem öffentlichen Protest auf der Straße oft nicht an Regeln, beleidigen, missachten menschliche Werte und argumentieren meist mit nicht belegten Annahmen.
Mir ist es in unserer Bundesrepublik Deutschland wichtig, dass wir immer wach bleiben. Stets hinterfragen und kritisieren. Vielfalt in allen Variationen. Damit wir ein intelligentes System sind und kein harmonisches, dummes. Und es darf meiner Meinung nach nicht sein, dass eine Gruppe von intelligenten Kulturschaffenden derart verachtet und verurteilt wird, bis hin zu Morddrohungen, weil sie die Maßnahmen unserer Regierung kritisieren. Im Rausche eines sicher geglaubten Applauses, der für die Denunzierung zu erwarten ist, sollte man nicht jegliche Moral und Verhältnismäßigkeit verlieren. Wir sollten uns alle wieder die Zeit nehmen, Dinge zu differenzieren. Und nicht im Momentum der Emotion Menschen herabwürdigen, vorverurteilen und auszugrenzen.
Mir ist es wichtig, abseits des Fußballs, auch hin und wieder gesellschaftliche Themen anzusprechen. Das kennt ihr ja schon. Denn in mir wohnt ein sehr großer Gerechtigkeitssinn und auch noch immer ein Germanist und Kommunikationswissenschaftler, der durch Ideen und Worte gerne mitgestaltet. In jeglicher Form. Und wo sich andere vielleicht nicht trauen, mal eine Haltung öffentlich zu äußern, habe ich stets den Mut, im Sinne des Allgemeinwohls, manchmal unbequeme, aber im Sinne der Freiheit notwendige Dinge anzusprechen. Ich freue mich, wenn ihr euch das Video einmal ganz anschaut und wünsche euch einen schönen Sonntagabend.
Euer Henoch Förster
Gründer Bolzplatzkind