Für George Bizets „Carmen“ kam wieder das alte, unglaublich große und wuchtige Bühnenbild Zeffirellis zum Einsatz, das allein drei lange Pausen zum jeweiligen Akt-Umbau in Anspruch nahm, sodass die Aufführung erst weit nach Mitternacht endete. Die mehr als phantasievollen Kostüme der vielen auf der Bühne befindlichen Menschen, Statisten wie Choristen und Protagonisten, schuf Anna Anni, und das Licht wurde von Paolo Mazzon bereitgestellt. Im allgemeinen war die Personenregie dieser Zeffirelli-Produktion noch relativ gut, wenngleich etwas weniger Menschen auf der Bühne manchmal mehr gewesen wäre. So ergab sich bisweilen der Eindruck eines sog. Wimmelbildes, wie man es in der bildenden Kunst kennt.
Ganz hervorragend war das Sängerensemble, das bei einer bis zu vierfachen Besetzung auf einigen Positionen während der gesamten Festspiele an diesem Abend zum Einsatz kam. Vittorio Grigolo gab in seiner unnachahmlichen Art alles, was in ihm steckt, darstellerisch wie stimmlich, und das ist sehr viel. Dazu noch sein großes Charisma! Im Final-Akt spielte er, als ginge es in der Tat um Leben oder Tod. Sein akzentuierter Spinto-Tenor scheint genau der richtige für den Don José zu sein. Man fiebert mit der Figur regelrecht mit, Grigolo zieht einen in seinen Bann! Das Parkett-Publikum fühlte sich einzig bei ihm animiert, beim Schlussapplaus mit den Füßen auf den Boden zu stampfen.
In Clémentine Margaine stand Grigolo eine erstklassige Carmen gegenüber mit einem klangschönen Mezzo, mit sehr guter Tiefe wie Spitzentönen. Auch sie sang mit viel Ausdruckskraft und Intensität, sodass die beiden ein gutes Paar ergaben, dem man bis zum bitteren Ende fast zwangsläufig folgen konnte. Gilda Fiume war eine Micaela mit einer sehr schönen lyrischen Stimme.
Daniel Oren, der alte „Verona-Haudegen“ am Pult des Orchestra della Fondazione Arena di Verona machte seine Sache zwar sehr gu. Aber das Orchester klang durch eine wohl unzureichende Klangverstärkung zu leise und auch etwas dumpf.