Fantasy ist keine Literatur!? Tolkien Der Herr der Ringe Game of Thrones Moritz Baßler

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Literatur und Whisky

Literatur und Whisky

Күн бұрын

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Fantasy sei im eigentlichen Sinn keine Literatur, sagt der Literaturwissenschaftler Moritz Baßler. Es lohnt sich, darüber etwas genauer nachzudenken. Wer will, kann sich einzelne Kapitel anwählen, eigentlich gehören sie aber zusammen. Viel Spaß bei diesem Video!
Einleitung 0:00 - 2:45
Vorab ein wenig Theorie 2:46 - 6:02
J.R.R. Tolkien 6:03 - 20:15
Moderne Fantasy-Produktion 20:16 - 28:59
Literatur 29:00 - 32:36
Ich freue mich immer über Feedback, auch über Kritik. Besucht mich gerne auch auf Instagram (literaturundwhisky); dort findet ihr neben Fotos auch weitere Informationen.
Zuletzt: Ich mache keine Werbung, sondern sage ausschließlich meine Meinung. Mein Zeug kaufe ich mir immer selbst.

Пікірлер: 86
@niklasbischofberger4769
@niklasbischofberger4769 9 ай бұрын
Die Ausführungen zu Tolkien waren mit das Sinnvollste, was ich bisher aus literaturkritischer Sicht über ihn gehört habe! Ich glaube, dass die Größe seines Werks immer noch nicht vollständig verstanden wurde. Vor allem nicht von den Kritikern, die literarischen Wert nur in einem Werk sehen können, das einen offenkundigen Bezug zum "wirklichen Leben" des Lesers hat. Das wesentliche Kriterium für literarischen Wert ist aus meiner Sicht nicht Realismus oder Nützlichkeit, sondern Überzeitlichkeit. Die Werke von Homer, Vergil oder Dante sind nicht deshalb Klassiker, weil sie einen Bezug zu unserer Welt hätten, realistisch oder nützlich wären, sondern weil sie über ihre eigene Zeit hinaus Tiefe, Menschlichkeit und Schönheit besitzen. Ganz gleich verhält es sich mit Tolkien. Ihn wird man auch in kommenden Jahrhunderten noch lesen, wenn die "großen" Autoren des 20. Jahrhunderts und die Nobelpreisträger schon lange zu Fußnoten der Literaturgeschichte geworden sind.
@markusluthardt8654
@markusluthardt8654 9 ай бұрын
Neben der unheimlichen Literatur gehört die Fantasy, ob modern oder klassisch, zu meinen liebsten Genre, mit dem ich praktisch aufgewachsen bin. Gerade in Zeiten, die so schwierig sind wie die in der wir gegenwärtig leben, merke ich wie wichtig es für mich ist, hin und wieder für ein paar Stunden in einer Fantasywelt Zuflucht finden zu können. Aussagen von Menschen wie dem Herrn Baßler (bei dem Namen, muss ich irgendwie die ganze Zeit an einem früheren Fussballer denken, der heute meistens in Talkshows auftritt), treffen mich da schon sehr. Sicher, gerade in den letzten Jahren ist Fantasy zum Teil zu so einer Art Massenware von der Stange verkommen. Doch liegt das meiner Meinung nach nicht an der Fantasy, die soviel mehr an Potenzial in sich birgt, als an der Veröffentlichspolitik der großen Publikumsverlage, die Fantasy in ihrem Progamm führen. Statt auf Originalität zu setzen gehen diese kaum noch Risiken ein und setzen stattdessen auf den sich ständig gleichenden Einheitsbrei, angefangen bei der Gestaltung der Cover. Ein Problem, das andere Genre der Unterhaltungsliteratur, wie Science Fiction oder Western zu ihren Hochzeiten allerdings auch schon hatten. Zum Glück schaffen es auch immer wieder Werke und Autoren veröffentlicht zu werden, die dieser Entwicklung etwas entgegsetzen und zeigen, dass Fantasy näher am Realismus dran ist, als man auf den ersten Blick zu erkennen vermag.
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Lieber Markus, da möchte ich gerne viel zustimmen! Man kann ja auch sagen, dass es vielleicht eine Frage der literarischen Qualität ist, denn nach dem Sturgeon-Gesetz (ich glaube, es war doch Theodore Sturgeon...?) ist nun einmal das meiste der Literatur Müll, was allerdings für jede Form von Literatur gelten mag. Ich finde die Gedankengänge von Baßler (m.W. nicht verwandt oder verschwägert mit dem großen Super-Mario) dennoch interessant und erhellend. LG
@rd2800
@rd2800 9 ай бұрын
Total gut referiert. Ich liebe es, dass du neutral bleibt und dich mit persönlichen Wertungen zurückhälst. 😊
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Ganz lieben Dank!
@personmcpersonperson2893
@personmcpersonperson2893 9 ай бұрын
Ob ein Werk "echte" Literatur ist oder nicht sollte man von der Authentizität des Buches statt vom Genre abhängig machen. Die typischen Motive der Fantasy lassen sich mit mehr oder weniger schriftstellerischem Können abbilden, aber nicht a priori beurteilen (auch wenn manche Kritiker das gerne so hätten).
@angelazeiler6838
@angelazeiler6838 9 ай бұрын
Selten habe ich eine so gelungene Auseinandersetzung mit Fantasy erlebt. Ich lese seit meiner Kindheit fantastische Geschichten. In dieser Zeit stand für mich das Abtauchen in eine fremde Welt und das Erleben von Abenteuern an erster Stelle. Das hat sich seit ein paar Jahren geändert. Ich möchte zwar immer noch gute Geschichten lesen, aber gleichzeitig möchte ich aus den Büchern etwas für mich mitnehmen: Botschaften, Bilder, Gedanken, Emotionen. Dieser Wunsch ist genreunabhängig. Ich habe schon hochgelobte und gefeierte Bücher zur Seite gelegt, weil sie mir persönlich nichts geben konnten, während ich an Fantasy- oder Trivialliteratur wachsen konnte. Ich finde jeder muss für sich selbst herausfinden und entscheiden, was man sucht bzw. zu finden hofft. Dieses "was" ist in meinen Augen nicht starr, sondern fließend. Selbst wenn ich ein Buch mehrmals lese, nehme ich immer etwas anderes mit, da ich nicht mehr zu 100% die gleiche Person bin. Für mich wird Fantasy immer zu einer Säule in meinem Leben gehören, weil sie mich seit jungen Jahren prägte. Wenn manche Leute mit diesem Genre aus Prinzip nichts zu tun haben wollen, finde ich es traurig, da ich glaube, dass ihnen dadurch nicht nur gute Geschichten, sondern auch Möglichkeiten für die eigene Entwicklung entgehen. Trotzdem würde ich niemanden dazu zwingen. Ich möchte ich schließlich auch alleine entscheiden, mit welchen Büchern ich meine kostbare Lesezeit verbringe. 😉
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Habe ganz herzlichen Dank für deinen tollen und auch sehr persönlichen Kommentar! Die (ganz individuelle) Wirkung von Literatur auf den einzelnen Leser ist mit der interessanteste Aspekt, finde ich. LG Harald
@DirkHelnerus
@DirkHelnerus 9 ай бұрын
Das wird heute Abend ein Fest, da freue ich mich drauf!
@Eluarelon
@Eluarelon 9 ай бұрын
Ein sehr interessanter Beitrag, der ein Schlaglicht darauf wirft, wie sehr die Literaturwissenschaft speziell in Deutschland immer noch der alten Trennung von E- und U-Literatur nachhängt und prinzipiell allem, was sich nicht sofort unter E einordnen läßt, die Einstufung als echte Literatur verweigert. Und dass darf man sogar dann, wenn man, wie Moritz Basler selbst zugibt, von seinem Thema eigentlich keine Ahnung hat. Ich möchte den Beitrag allerdings um eine Anmerkung ergänzen. Die hier im Beitrag genannten Werke und Autoren werden vor allem deswegen genannt, weil sie über ihren Erfolg Teil des Mainstream geworden sind, gewollt oder ungewollt also Teil genau der von Moritz Basler kritisierten Marktmaschinerie geworden sind, in der literarische Tiefe dem wirtschaftlichen Erfolg nachrangig sind. Das sollte allerdings nicht davon ablenken, wie weit das Feld der fantastischen Literatur und selbst der Fantasy ist, und dass selbst innerhalb des Genres die schriftstellerische Bandbreite nahezu unüberschaubar ist. Man muss sich nur die Preisträger der großen amerikanischen Awards der letzten Jahre anschauen, um nahezu jedes von Moritz Basler vorgebrachte Argument sowohl bezüglich der fehlenden Bedeutungsebene als auch der Fantasy als Ausdruck einer Überflussgesellschaft und als reinem Marktprodukt komplett widerlegen zu können. Moritz Basler beschreibt die Auswüchse, die es auf dem Gebiet der Fantasy, verursacht durch zunehmenden Markterfolg und damit steigendem Interesse der Buchindustrie, zweifelsohne gibt. Er macht aber den Fehler, diese Auswüchse auf das komplette Genre zu verallgemeinern, weil er hier nicht als Wissenschaftler argumentiert, der sich mit seinem Sujet ausgiebig auseinandergesetzt hat und damit keinerlei Expertise für sich beanspruchen kann. Und solche Experten braucht die Fantasy nun wirklich nicht.
@henrikfisch
@henrikfisch 9 ай бұрын
Ich für mich beantworte die Frage ganz einfach: a) für mich ist alles Literatur, was irgendwie »ausgedacht« ist (also keine Bedienungsanleitungen etc.) b) wer das grundsätzlich in Abrede stellt, der hat meine Aufmerksamkeit nicht verdient. Mit allen anderen diskutiere ich gerne. Man kann bestimmt darüber streiten, welche Qualität die einzelnen Schriftwerke haben. Man kann auch gerne darüber streiten, ob das aktuelle Werk der Perry-Rhodan-Heftreihe »Facetten aus Eis« (Nummer 3241) den selben Stellenwert hat wie »Der Zauberberg« von Thomas Mann. Ich behaupte: ja, und zwar abhängig vom Leser. Spätestens bei Werken wie dem vom Herrn Eschbach »Das größte Abenteuer«, wo er die Vorgeschichte von Perry Thodan erzählt, wird es dann schwierig mit der Einordnung. Man kann dann auch gerne mal über die Zielgruppe sprechen. Ich habe zum Beispiel als Jugendlicher die Bücher »Die Drei Fragezeichen« verschlungen. Als 20jähriger habe ich mir noch einmal das erste Buch der Reihe vorgenommen ... und konnte das wirklich nicht mehr lesen. Und jeder, der die Phantastischen Genres als Quatsch ansieht, der sollte mal »König von Deutschland« (wieder Andreas Eschbach) lesen, und wird danach jeden Politiker hassen, der von der Einführung von Wahlmaschinen labert. Oder - jetzt gerade von mir gelesen - »Oxygene« von Andreas Brandhorst, wo es um eine äußerst fatale Zerstörung der Umwelt geht und wie Mächte im Hintergrund das für ihre Machtgeilheit nutzen. Alles nur Blödsinn? Nö. Vermutlich politische tägliche Realität. Und deswegen für mich ganz klar: Fantasy und Phantastik - ich zähle mal den großen Überbegriff dazu - sind ganz klar für mich Literatur. Vielleicht sogar die wichtigste Gattung, die es gibt.
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Ich danke dir, Henrik, für deine kommentirenden Gedanken! Du berührst mit deinen Ausführungen Themen, die in nächster Zeit hier auf diesem Kanal auch angesprochen werden; es wird ein Video geben zum allgemeinen Begriff (Was ist Literatur?) und eines zum wertenden (gehalt- bzw. wertvolle Literatur). Du wirst dich bestätigt finden. LG
@henrikfisch
@henrikfisch 9 ай бұрын
@@literaturundwhisky Ich freue mich darauf! 🙂
@gejopohl5102
@gejopohl5102 Ай бұрын
Spannendes Thema. Ich frage mich immer wieder, ob es außerhalb der Literaturwissenschaft überhaupt von besonderem Interesse ist, was der Autor in einen Text "hineingelegt" hat. Ich finde es viel entscheidender, was der einzelne Leser für sich herausholt - und das ist ja immer abhängig von ganz individuellen Vorerfahrungen und Weltanschauungen. Es ist doch klar, dass jemand, der den Krieg selbst erlebt hat, Tolkins HERR DER RINGE völlig anders wahrnimmt als ich, der ich in Friedenszeiten geboren und aufgewachsen bin. Darüber kann man dann ganz wunderbar diskutieren und sich austauschen. Aber betrifft das nur das Fantasy-Genre? Es betrifft doch eigentlich *jede* Form von Literatur.
@Liyuno753
@Liyuno753 9 ай бұрын
Ein sehr interessantes Video! Bei dem Thema finde ich es als absoluter Fantasy-Fan ziemlich schwierig objektiv zu bleiben, denn ich habe bestimmt weit mehr Fantasybücher im Regal stehen als Bücher jedes anderen Genres. Vieles wurde hier in den Kommentaren schon gesagt, daher nur kurz: Sicherlich lässt sich die Fantasy-Massenware ohne Originalität als negativ bewerten, wenn man eben nach Originalität sucht. Ich lese gerne originelle Fantasy-Titel, die aus der Masse herausstechen, manchmal möchte ich aber auch eine anspruchslose Geschichte mit bekannten Elementen. Man weiß, was man bekommt, und das gibt einem eine gewisse Sicherheit. Ich habe darüber ein wenig mit den Mitgliedern eines Buchclubs, dem ich beigetreten bin, diskutiert, und viele von ihnen waren der selben Meinung. Wenn das eigene Leben gerade stressig ist und wenig Sicherheit bietet, weiß man immerhin dabei, worauf man sich einlässt. Habe ich die genaue Handlung solcher Bücher nach dem Lesen innerhalb von ein paar Monaten bereits vergessen? Wahrscheinlich. Ich würde sie dadurch auch nicht als gute Literatur bezeichnen, aber für mich sind sie doch Literatur. Bestimmte verschriftlichte sprachliche Zeugnisse vom Literaturbegriff auszuschließen, nur weil sie dem Anspruch einiger Personen nicht genügen, anderer Personen aber durchaus, finde ich falsch. PS: Sehr schöne Bücherauswahl im Hintergrund! Die einzige Reihe, die mir dort fehlt ist die Hexer-Saga von Andrzej Sapkowski, die ich gerade verschlinge. :)
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Ganz lieben Dank! Was du ansprichst, ist die eskapistische Wirkung von Literatur. In meiner Jugend und Studienzeit wurde diese Seite bzw Wirkung der Literatur in der Regel verurteilt, bzw man bekannte sich nicht dazu, denn Literatur sollte ja immer kritisch sein und ein kritisches Bewusstsein evozieren. Und wer sich als Eskapist bzw als Leser zum Eskapismus bekannte, der zeigte sich als unkritisch und unintellektuell. Gott sei Dank sieht man das heute anders (na gut, noch nicht alle tun das); heute führt ein Bekenntnis zum Eskapismus nicht mehr zur Ausgrenzung aus dem Kreis ernstzunehmender Leser. Ich bin da völlig bei dir und deinem Lesekreis: Ich bekenne mich absolut zum eskapistischen Lesen. Das ist ein legitimes Motiv zu lesen (damit bringst du mich übrigens auf ein interessantes Thema für ein Video: Dank sei dir!). Zur Buchauswahl: Ich hatte eigentlich gedacht, die Bücher hinzustellen, auf die ich dann Bezug nehmen wollte, kam dann etwas anders. Ja, die Hexer-Reihe... 🤔 LG
@markhnk
@markhnk 9 ай бұрын
Du sprichst hier so viele Punkte an. Ich möchte mich jedoch nur auf einige Teilaspekte beziehen. Ich bin kein Literaturwissenschaftler, argumentiere also nur auf laienhafte Weise. Mein Problem ist tatsächlich der Dekodierungswahn in der Literaturwissenschaft (bzw. indirekt, wie Literatur in Schulen vermittelt wird). Moderne Literatur ist für mich nicht solche, in der es um bestimmte Bedeutungen geht, sondern solche, die Bedeutungsräume eröffnet. Und dabei würde ich auch der Aussage widersprechen, dass gute Literatur die Dekodierung einfach macht oder leichter offenlegt. Ja, klar, aus literaturwissenschaftlicher Sicht ist das gute Literatur, weil die Literaturwissenschaft von der Dekodierbarkeit abhängig ist (ja, natürlich muss sich die Literaturwissenschaft hier irgendwie neu erfinden). Und so verfällt Baßler hier anscheinend in diese streng binäre Betrachtungsweise (gut/schlecht, Realismus/Simulation). Was ist mit den ganzen Grautönen? Der Vielfalt der Phantastik? Das würde dann ja auch Kafka & Co. aus so einem Literaturbegriff ausschließen. Was ich schon zugeben muss, ist, dass moderne Fantasy-Literatur häufig vor allem durch außerliterarische Komponenten funktioniert (World-Building, magische Regelsysteme, Stammbäume, Landkarten usw.). Aber selbst da: Eine fremde Welt dem Leser mit Worten zu erklären, ist auch Handwerk, für mich literarisches Handwerk.
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Shalom und lieben Dank für diesen Kommentar, der bei mir ganz viel Zustimmung findet! Es ist mit ganz großer Sicherheit so, dass Baßler hier einen sehr begrenzten Begriff von Fantasy hat (auf die er sich bezieht, keineswegs bezieht er sich auf die gesamte Phantastik inklusive Kafka und Co.). Deutung muss sein, das Erfassen der Bedeutung von Literatur gehört zur Interpretation und somit zur Kernaufgabe der Literaturwissenschaft. Aber - und das ist der springende Punkt, bei dem du völlig recht hast - sie wird dem Spektrum nicht gerecht, wenn sie ihre Modelle auf jede Form von Literatur aufstülpt - und wo sie nicht passen, der Literatur ihr Literatursein abspricht. Mit dem „Dekodierungswahn“ wirst du vielen Lesern aus dem Herzen sprechen. LG
@amtmannb.4627
@amtmannb.4627 9 ай бұрын
Sehr interessante, vielschichtige Analyse. Ich bin kein Fantasy-Fan. Hab mal Bradshaw gelesen. Bin aber eher bei Austen zuhause oder in der Illias. Aber die Kniffe der Fantasyliteratur oder auch das teilw. geringe Niveau findet man doch auch genauso in den massenweise erscheinenden Fließbandprodukten an Historischen Romanen. Vielen Dank für die sehr balancierte Betrachtungsweise.
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Ganz lieben Dank für die freundliche Rückmeldung!
@linchen008
@linchen008 9 ай бұрын
Der große William Shakespeare selbst hat weitgehend nur Stücke für den Markt geschrieben und war immer darauf bedacht die machthabende Dynastie der Tudors und ihren Vorfahren in einem guten Licht erscheinen lassen. Etwas anderes wäre auch schlecht fürs Geschäft gewesen. Diese Theaterstücke schrieb er wie am Fließband herunter und hatten ein schnelles Verfallsdatum. Man kann sie durchaus mit unseren heutigen TV Produktionen vergleichen, dann genauso wurden sie vom Publikum konsumiert. Im Leben nie hätte Shakespeare gedacht, dass man seine Stücke nach über 500 Jahren immer noch aufführt. Unter diesen Produktionsbedingungen hergestellt, ist das keine große Literatur? Natürlich ist es große Literatur, weil Shakespeare unglaubliche Einsichten in die menschlichen Abgründe eröffnet, geradezu auf einer universellen Basis. Ob das eigentlich Rufmord an z. B. Macbeth oder anderen ist, dass es auch gezielte Propaganda für die herrschenden Monarchen war, ist zweitrangig.
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Ganz herzlichen Dank! Der Hinweis auf die Produktionsumstände vergangener Literatur ist ganz wichtig, auch wenn Baßler hier auch keinen Widerspruch zu seinen Thesen sehen würde, denn zweifellos lassen sich Shakespeares Stücke auf die reale Welt übertragen, sie bilden sozusagen nicht selbst ihren Referenzrahmen, wären somit im Baßlerschen Sinne Literatur. Na, da hat der gute William aber Glück gehabt...🤭
@linchen008
@linchen008 9 ай бұрын
ich bin so einfach gestrickt: ich sehe ein neues Video von Literatur und Whisky und ich vergebe sofort ein Like.
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Ganz herzlichen Dank dafür!
@cassuviel6177
@cassuviel6177 9 ай бұрын
Lieber Harald, einen dicken Brocken servierst du uns da zum Wochenende. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ zählt ganz gewiss zu meinen Lieblingsbüchern, und ich gehöre wohl zu der Generation die dieses Buch als „Kultbuch“ seit Jahrzehnten wertschätzt. Derzeit genieße ich den Text als Audiobuch endlich auch in spanischer Sprache, lange ersehnt. Wenn das keine Literatur ist kenne ich keine. Was sind denn in Herrn Baßlers Einschätzung Märchen? Ich habe vor vielen Jahren ein Buch von Bruno Bettelheim mit dem Titel „Kinder brauchen Märchen“ gelesen. Ich teile seine Gedanken zum Wert von Märchen (und Sagen) für die Entwicklung von Kindern und trenne dabei auch die Volksmärchen von den Kunstmärchen, die mir zwar heute gut gefallen, die ich aber als Kind tieftraurig erlebte. In Märchen geht selbst der dümmste Tropf durchaus als Sieger vom Platz, während die durchtriebene Hexe trotz ihrer vermeintlichen Überlegenheit am Ende unterliegt. Was für ein Trost! Ich habe mich oft unterlegen gefühlt und mein mangelndes Wissen oder Können als große Schwäche empfunden. Aus Märchen konnte ich Hoffnung gewinnen. Dass Frodo mit der Hilfe von Sam es schafft, den verfluchten Ring zu zerstören, überhaupt der weite Weg von Beutelsend zum Schicksalsberg, muss doch jeden Leser so sehr mit Freude erfüllen, wie auch die Inthronisierung von Aragorn. Ich teile Tolkiens Meinung: Das Buch ist zu kurz! Das ist für mich der Grund, weswegen ich lese. Ich tauche ein in andere Welten und lebe darin so lange ich will. Liebe Grüße, Berit
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Liebe Berit, habe vielen Dank für deinen spannenden Kommentar! DER HERR DER RINGE auf Spanisch? - Alle Achtung! Zu deiner Frage: Märchen sind für Baßler ganz sicher Literatur, denn sie haben immer auch eine Referenzebene, allein schon aufgrund ihrer oftmals pädagogischen Absicht und ihrer mannigfaltigen Deutungsmöglichkeiten. An deinen Gedanken anknüpfend (und weil ich ihn gerade lese) wäre aber sicher die Frage spannend, inwiefern die Zamonien-Geschichten von Walter Moers in den (nicht nur) von Baßler vertretenen Literaturbegriff passen. Das wäre doch faszinierend. Ich glaube, darüber mache ich mal ein Video ... LG Harald
@cassuviel6177
@cassuviel6177 9 ай бұрын
@@literaturundwhisky Lieber Harald, hab vielen Dank für deine Antwort. Ja, Tolkiens großes Werk auch in spanischer Sprache, gedruckt in einer prächtig illustrierten Ausgabe habe ich seit etlichen Jahren. Aber als Hörbuch gibt es EL SEÑOR DE LOS ANILLOS noch gar nicht so lange, ich hatte die Suche danach schon aufgegeben. Erst kürzlich bin ich bei Audible quasi versehentlich drüber gestolpert. Was für eine Freude! Meine Spanischkenntnisse sind schon furchtbar eingerostet. Ich war seit vielen Jahren nicht mehr dort und habe hier keine Kontakte zu Spaniern. Und wenn mir auch der Vorleser gut gefällt, an die Qualität des Vorlesers des englischen Originals kommt er nicht heran. Von Moers Büchern habe ich noch keines gelesen. Ich habe mir jetzt den ersten Band der Zamundien-Bücher bestellt, damit ich diesen Autor dann auch einordnen kann. Wenn er mir gefällt… Die Game-of-Thrones-Reihe habe ich als Hörbücher in englischer Sprache gehört, geguckt habe ich die Serie nicht. Mir haben die Romane nicht besonders gefallen, weiterempfehlen würde ich die niemandem. Dann mache ich mir mal Herrn Moers vertraut, während du herauszufinden versuchst, ob der Herr Baßler Käpt‘n Blaubär etwas abgewinnen konnte. Es bleibt spannend. Liebe Grüße, Berit
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
@@cassuviel6177 Liebe Berit, die Zamonien-Romane von Moers sind sicherlich Geschmacksache. Ich bin ihnen verfallen, für mich ist Moers der größte Phantast deutscher Sprache (wohlgemerkt: von den noch Lebenden, ansonsten wäre es E.T.A. Hoffmann). Bin gespannt, ob dir seine Literatur gefällt. Er wird auf diesem Kanal auch noch einmal eine Rolle spielen; ich weiß nur noch nicht, wann. LG Harald
@cassuviel6177
@cassuviel6177 9 ай бұрын
@@literaturundwhiskyLieber Harald, nach jetzt etwa dem ersten Drittel des Buches kann ich dir nur zustimmen: Ein Buch zum Liebhaben von einem Autor, der Sprache liebt und mit ihr zu spielen weiß! Ich bin begeistert und freue mich über diese Entdeckung. Für mich ist Sprachspiel ja so vertraut wie Zähneputzen. So schade dass mein Vater nicht mehr lebt, mit Walter Moers hätte ich ihm auch eine große Freude machen können. Das letzte Buch das ich ihm schenken konnte war „Finnegan‘s Wake“ auf deutsch, gleich nachdem es endlich übersetzt war. Er hat es leider nicht mehr zu lesen geschafft. Aber vom Vater habe ich die Liebe zur Sprache und vor allem zum Sprachspiel. Mein Vater war sogar Mitglied der „Meistergilde der Sprachspieler“! Aber er war auch begeisterter Leser und Literaturkritiker, korrespondierte mit Autoren wie z.B. Gottfried Benn und kannte sogar José Ortega y Gasset persönlich, worum ich ihn sehr beneidet habe. Jetzt habe ich also viel vor mir: Zamonien zu erobern heißt ja doch, sich durch einige Bände zu fressen. Welch großes Vergnügen! Danke für den Anschubs und ganz liebe Grüße von Berit.
@mirkoeinhorn09
@mirkoeinhorn09 9 ай бұрын
Ein hervorragendes Video zu einem Thema, das mich als Liebhaber phantastischer Literatur, der auch großes Interesse an "klassischer" Literatur hat, immer wieder mal beschäftigt. Herr Baßler und sein Buch waren mir bisher nicht geläufig, aber so richtig motiviert dem Abhilfe zu schaffen, bin ich nach den ersten Eindrücken jetzt eher nicht. 😄 Widersprechen möchte ich ihren Ausführungen nicht im geringsten, aber vielleicht kann ich etwas ergänzen: Tolkiens Aussage über die Allegorie wird oft zitiert, aber zu selten wird sie in den richtigen Zusammenhang gebracht. Tolkien meinte mit Allegorie ausdrücklich das, was man im engsten Sinne darunter versteht, nämlich eine Geschichte in der eins zu eins ein anderer Sachverhalt durch Maskierung verschlüsselt wird. Eine solche Auffassung von Allegorie wird sicher auch Herr Baßler nicht zur Voraussetzung für Literatur machen wollen. Es ist also ausdrücklich nicht gemeint, dass man das Buch nicht einer bestimmten Lesart (zum Beispiel einer biografischen) unterziehen KÖNNE, auch wenn Tolkien das vermutlich nicht sehr geschätzt hätte. Tolkien führt aber anschließend an die berühmte Aussage über die Allegorie weiter aus, das Allegorie oft mit etwas verwechselt werde, was er aus Mangel an einem besseren Wort als "Anwendbarkeit" bezeichnen wolle. Auf eben diese Anwendbarkeit zielt das von ihnen vorgelesene Zitat von Tom Shippey (sehr lesenswert!) ab. Die korrumpierende Wirkung der Macht ist ein sehr realer Bestandteil unserer Wirklichkeit und zu diesem Umstand hat uns die Geschichte vom Ring einige interessante und bedenkenswerte Aspekte beleuchtet. Und wenn man es genau nimmt, wird auch der Großteil der Bücher, denen Herr Baßler den Rang von Literatur zubilligen würde, nicht mehr leisten können. Mir ist nicht ganz klar, was Herr Baßler unter "Fantasy" versteht. Da er das Erfinden fiktiver Welten vorauszusetzen scheint, könnte nur das gemeint sein, was man heutzutage oft als "High Fantasy" bezeichnet. Aber es gibt natürlich zahlreiche andere Spielarten der phantastischen Literatur. Aber auch erfundene Welten haben in der Literatur ja eine gewisse Tradition und Autoren wie Mörike oder den Geschwistern Bronte wird er ihren Status in der Literaturgeschichte ja wohl nicht absprechen wollen. Wenn man den Begriff Fantasy weniger eng fasst, müssten sogar Autoren wie Hoffmann, Tieck, Hauff, Fouque und wer sonst noch alles aus dem Kanon gestrichen werden... Über das "Konsumgut" Fantasy scheint Herr Baßler, wie sie schon festgestellt haben, durchaus treffendes zu schreiben, das lässt sich natürlich nicht leugnen. Und auch wenn der Unterhaltungswert eine guten Geschichte nicht dadurch beeinträchtigt wird, ob man ihr zubilligt Literatur zu sein oder nicht, sind viele Fantasyromane auch einfach keine guten Geschichten. (Sachen wie das Lied von Eis und Feuer wären für mich gute Geschichten, die damit leben können keine Literatur zu sein.) Aber anhand der Charakteristika der schlechtesten Vertreter eines Genres ableiten zu wollen, dass man darin keine Literatur schaffen könne, erscheint mir ziemlich ignorant. Als nähme man Courts-Mahler zum Eideshelfer, um Jane Austen den Rang abzusprechen oder wolle anhand von Andreas Franz beweisen, dass der Krimi unmöglich eine literarische Form sein könne... 😂 Ohne Baßler selbst gelesen und genau verstanden zu haben, kann man wohl festhalten, dass er den Werken von Autoren wie T.H. White, Ursula Le Guin, Robin Hobb, Neil Gaiman, Susanna Clarke, Steven Erikson etc. etc. (die er vermutlich nie gelesen hat) wohl nur aus Abneigung oder Unwissenheit ihren Status als Literatur absprechen kann. In beiden Fällen hätte der den Teil seines Buches zu diesem Thema wohl lieber erst gar nicht geschrieben. Vielen Dank für das schöne Video. Ich habe ihren Kanal heute erst entdeckt und natürlich gleich abonniert. 👍
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Ganz lieben Dank für diesen bereichernden Kommentar, der auch noch einmal den Kontext dieses berühmten Tolkien-Zitats beleuchtet! Auch möchte ich deutlich zustimmen, was die Bandbreite von Fantasy betrifft, die hier keinesfalls erfasst wird. Nein, Baßler kennt die unterschiedlichen Spielarten scheinbar nicht (behauptet auch nichts in dieser Richtung), er bezieht sich in seinen wenigen (im Video genannten) Beispielen ausschließlich auf High Fantasy. Zugute halten muss man ihm, dass Fantasy eigentlich nicht das Thema seiner Abhandlung ist, sondern nur ein Kapitel. Macht es jetzt irgendwie auch nicht besser... LG
@FlosBlog
@FlosBlog 4 ай бұрын
Moritz Baslers Buch ist der einzige Grund, warum ich angefangen habe, viktorianische und generell realistische Romane zu lesen. Er hat mir ein ganz neues Verständnis für diese Werke gegeben
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 4 ай бұрын
Vielen Dank für den Kommentar! Ich finde auch viele interessante Ansätze in seinem Buch; in einigen Fällen können mich sein Ansatz wie auch die Untersuchungsergebnisse nicht überzeugen. Es geht mir aber nicht um eine generelle Kritik. Absolut lesenswert übrigens ist auch sein Buch über Erzählprosa 1850-1950. Seine Monographie über Pop-Literatur ist ein Standardwerk. Ganz lieben Gruß und vielen Dank für's Reinschauen!
@--36--
@--36-- Ай бұрын
Baßler hat dich also zum Langweiler gemacht. Congrats.
@The-man-with-the-many-pipes
@The-man-with-the-many-pipes Ай бұрын
Toller Beitag LG👋📚
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky Ай бұрын
1000 Dank! LG
@Jannek-Nogo
@Jannek-Nogo 9 ай бұрын
Danke für die klugen Ausführungen zu Tolkien und der Frage, ob Fantasy Literatur sei. Fantasy ist ein Kind oder Enkelkind der Phantastik und wie alle mythischen Stoffe durch alle Zeiten hinweg spielt der individuelle und gesellschaftliche Konflikt zwischen "Gut" und "Böse" eine zentrale Rolle. Oft geht es um die "klassische" Selbstaufgabe für ein kollektives Interesse und um eine sinnhafte Verortung in einer beliebigen, rein materialistischen Welt. In meinem dritten Band PERFEKTUS löse ich die Sprache aus ihrer rein beschreibenden Form und gebe sie in das, was ich "magischen Expressionismus" nenne, um der Apotheose einer wichtigen Figur einen Ausdruck zu verleihen. Grundsätzlich verwende ich in magischen Kontexten gerne poetische Anleihen. Die Sprache ist also nicht generell deskriptiv, sondern verkörpert durchaus auch abstrakte, geistige oder spirituelle Vorgänge. Was den allegorischen Wert angeht, so hat Highfantasy oft den genannten ökolpgischen Kritikpunkt gegenüber einer rücksichtslosen Industriegesellschaft, aber auch politische Referenzen (Sapkowski - Intrigenspiel und Rassismus) oder lotet menschliche (Un)Tiefen aus wie Martin (was macht Macht mit der menschlichen Natur?). Auch weisen z.B. diese beiden Autoren ein differenziertes Menschenbild auf, mit all den Zerrissenheiten und Ambivalenzen und zeigen durchaus Entwicklungslinien der Figuren in dieser Hinsicht auf.
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Vielen Dank für deine interessanten Ergänzungen! Ich glaube, dass das Hauptproblem bei den genannten Thesen die sehr eingeschränkte Sicht auf nur einen kleinen Teilbereich der Fantasyliteratur ist.
@Jannek-Nogo
@Jannek-Nogo 9 ай бұрын
Dann ist das Urteil des genannten Literaturwissenschaftlers recht hart. Literarizität und Aussagen über den Plotrahmen hinaus sind gar nicht so selten - siehe Michael Ende oder von mir aus auch Preußler mit seinem Krabat. Natürlich schmeckt mir als Autor dieses Genres die Deklassifizierung nicht besonders - gebe dem aber an dem Punkt recht, wo Fantasy gerne als massentaugliche U-Literatur nur an der Oberfläche bleibt. Ich für meinen Teil würde Stein und Flöte, stilistisch sicher noch McKillips Erdzauber und andere KollegInnen (Rothfuss) ins Feld für eine Aufwertung des Genres führen. Die INRIMI-Reihe (mein Projekt) spricht dezidiert die Themenfelder: Egoismus versus Altruismus; Antiheroismus (keine Gewaltverherrlichung), soziale Konflikte - auch in Fantasysettings - und natürlich die aktuellen Themen wie Versöhnung des Menschen mit der Natur, das Streben nach Unsterblichkeit und die Korrumption der menschlichen Natur durch Macht an. @@literaturundwhisky
@kalkwiese
@kalkwiese 7 ай бұрын
Dieses Thema treibt mich sehr um, muss ich zugeben. Auf der einen Seite wünsche ich mir, dass Fantasy in der doch sehr auf U und E getrimmten deutschen Gesellschaft doch mehr Anerkennung bekommt. Auf der anderen Seite wollen viele Fantasyleser, die ich kenne, von der "Literatur" gar nichts wissen. Und wenn ich dann höre "Ich lese, um zu entspannen, nicht um darüber nachzudenken", dann denke ich mir - na gut, dann muss man sich auch nicht wundern ... Ich hätte nämlich gerne literarisch anspruchsvolle Phantastik, weil ich das Spiel mit der Form einfach cool finde. Vielleicht bin ich deshalb auch so vom Magischen Realismus/Surrealismus angezogen - der oft ja sehr allegorisch ist. Zumindest ist das in Die Blechtrommel, Hundert Jahre Einsamkeit und Mitternachtskinder (letzteres lese ich ja gerade) so. Wenn ein Roman einfach ein Ersatz für eine Fernsehserie ist, dann finde ich das schade. Ich wünsche mir, dass ein Roman die Möglichkeiten eines Romans nutzt, sonst wird er immer gegen die Serie den Kürzeren ziehen. Würde aber High Fantasy sich Mitteln der Hochliteratur bedienen und mit Konventionen der Form stark brechen, würden wahrscheinlich weder Fantasyfans noch bornierte Leute des Literaturbetriebs das lesen wollen - so meine Theorie. Schade. Was Das Lied von Eis und Feuer betrifft, so stimme ich absolut zu, dass die Bücher einen überspannenden Erzählbogen vermissen lassen. Und das macht sie für mich durchaus anstrengend zu lesen, wenn ich ehrlich bin. Tja, das ist alles, was mir dazu gerade einfällt. Spannendes Thema.
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 7 ай бұрын
Ganz herzlichen Dank für das freundliche Feedback und die interessanten Gedanken! Ja, das sehe ich sehr ähnlich. Die literarische Phantastik hängt zwischen den Stühlen. Für mich gehören fraglos dazu Aickman, Jackson und der Gott Kafka. Alle drei haben zwar mit Phantastik viel, mit Fantasy aber gar nichts am Hut. Über jeden von ihnen wird es hier noch etwas geben. Ja, spannendes Thema und von meiner Seite Zustimmung bzgl deinen Beobachtungen. LG
@kalkwiese
@kalkwiese 7 ай бұрын
@@literaturundwhisky Auf die Videos freue ich mich. Von Aickman habe ich noch nicht gehört - gibt es den auch in Übersetzung? Wenn ich nicht den falschen erwischt habe, scheint er auf Deutsch vergriffen zu sein. Und Jackson - ist das Shirley Jackson? Wie gesagt, ich freue mich Videos zu diesen Autoren :)
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 7 ай бұрын
Ja, es handelt sich um Shirley Jackson und Robert Aickman. Von ihm existieren hauptsächlich Erzählungen, die in Englisch in Taschenbüchern zu bekommen sind. Gesammelt gab es mal ein paar seiner strange tales, wie er sie nannte, in einer TB-Ausgabe bei Dumonts („Glockengeläut“), kriegt man nur noch antiquarisch. Die gute Nachricht: Festa bringt seine Erzählungen in schöner Aufmachung neu übersetzt raus, der erste Band ist erschienen: „Dunkle Pforten“, hierin befinden sich seine frühen Geschichten. LG Harald
@UweRennicke
@UweRennicke 9 ай бұрын
Sehr interessant: Baßler muss ich mir nicht zulegen, aber Shippey, den habe ich mir notiert.
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Unbedingt! Tolles Buch!
@eismann6667
@eismann6667 9 ай бұрын
Sehr schweres Thema. Ich entfinde es als vermessen für den Leser ein Schild dran zu hängen , auch wenn man als Leser oder gar Fan in einen Alter ist wo man schon belächelt wird wenn man noch Star Trek verfolgt.( ...und selbst ins letzte 1/3 des Sonnenuntergangs reitet.) Darum muss ich mich zurück halten nicht unsachlich zu werden. Wo will man da die Grenze ansetzen was oder was nicht. Natürlich ist der kommerzielle Faktor höher als Bein Durchschnitt ( Horror einbezogen) aber auch das ist kein Maßstab f. mich. Reicht es nicht als Begründung das es gefällt ? Damit ist es für mich wehrtvoll= Literatur ! Beste Grüsse &. Nice WE... 🥶✨®️
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Für den Leser bringst du es auf den Punkt: er allein bemisst für sich den Wert von Literatur. Der Rest ist Theorie... 🙃
@die_strickterroristin6384
@die_strickterroristin6384 9 ай бұрын
Ich möchte dazu gerne Kafkas Axt heranziehen und der gute Franz war sicherlich ein Literat. Die Axt ist so subjektiv wie auch das entsprechende Meer. Was macht es da für einen Sinn Kunst im allgemeinen in einen theoretisch und vermeintlich objektiven Zusammenhang zu stellen ? Mir erschließt sich das nicht, außer, dass Menschen wie Herr Baßler damit ihr Geld verdienen….Und überhaupt, wie definiert er Fanatastik ? Wenn science fiction als Subgenre dazuzählt, was ist dann Orwells 1984 ? Für mich persönlich würde auch der Butt von Grass zumindest halb in der Fantastik schwimmen. Schade, dass die Kommentarfunktion nicht das geeignete Mittel ist um sich umfassender zu äußern. Lass uns doch auf einen Whiskey… Grüße von Susa, TolkienFAN seit und für immer
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Shalom Susa, ein wenig möchte ich Moritz Baßler in Schutz nehmen (obwohl er den von mir nicht braucht, er ist ein anerkannter und verdienstvoller Literaturwissenschaftler); es geht ihm bei seiner Deutung sicher nicht darum, nur einfach Geld zu machen o.ä. Die Fantasy spielt in seinem neuesten Werk auch eher eine Nebenrolle (wenn auch keine ganz unwichtige). Du fragst, wie er sie definiert (er definiert Fantasy, nicht Fantastik): "Unsere archaisch-zeitlose, vorindustrielle Welt [...], mit magischen Anteilen, mittelalterlichen Grausamkeiten, Prophezeiungen und Quests, die für Geheimnis, Bezauberung und Tiefe sorgen, eine Heldenwelt, in der, wie in den alten Epen, persönliches Agieren noch einen Unterschied macht. Diese Welt bliebe sich immer gleich, die Geschichten würden in Serie geschaltet und wären mehr oder weniger topisch, weil sie ohnehin vor allem als Lizenz dafür dienen würden, sich in dieser bewohnbaren Sphäre aufzuhalten. Und in der Tat ist mit diesen Merkmalen die Dominante epischer Formate unserer Gegenwart treffend charakterisiert: Fantasy." (Moritz Baßler: Populärer Realismus. Vom International Style gegenwärtigen Erzählens, Seite 105) Es geht ihm also vor allem wohl um High Fantasy, nicht um Phantastik oder Science Fiction, bei denen sieht er ja sehr wohl die Übertragbarkeit auf die reale Welt (das würde er "1984" von Orwell auch sofort attestieren). Was ich bei Baßler eigentlich sehr verdienstvoll finde ist, dass er sich überhaupt als Literaturwissenschaftler Genres wie der Fantasy gegenüber öffnet. Zahlreiche seiner Kollegen nehmen diese gar nicht wahr. Dennoch sehe ich seine Ausführungen kritisch, da gebe ich dir recht. Ebenso wie ich natürlich auch den Butt und deine anderen Beispiele auch zur Phantastik zähle. Und mit dem Whisky... da bin ich sehr offen... 😉 LG Harald
@die_strickterroristin6384
@die_strickterroristin6384 9 ай бұрын
Meine Aussage, dass Herr Baßler damit sein Geld verdient, war nicht despektierlich gemeint. Er beschäftigt sich halt berufsbedingt mit diesem theoretischen Unter- oder ist es ein Überbau ? Für mich, ich gestehe ein Semester Germanistik, hüstel, braucht es für Kunstverständnis diese Form von Theorie nicht. Wohlgemerkt, diese. Einbettung in Kontext etc. schon.@@literaturundwhisky
@UweRennicke
@UweRennicke 9 ай бұрын
Kafka: Da hapert es bei mir mit der Bedeutungsebene. Aber ich arbeite mich ran.
@UweRennicke
@UweRennicke 9 ай бұрын
Bücher wie „DIE WISSENSCHAFT VON MITTELERDE“ (wbgTheiss) oder „DIE ERFINDUNG VON MITTELERDE“ (John Garth - wbgTheiss) oder „DIE WISSENSCHAFT VON GAME OF THRONES“ sind interessante Schmökerbücher, ob sie Bedeutung haben, ob sie die „Bedeutung“ entschlüsseln lassen, ist zweitrangig. Sie zeigen ein wenig Hintergrund für uns, die wir die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht selbst erlebten. litterae-artesque.blogspot.com/2021/03/garth-john-die-erfindung-von-mittelerde.html
@DirkHelnerus
@DirkHelnerus 9 ай бұрын
Ich bin fasziniert, wie momentan ein anderes Genre die Buchläden erobert „New Adult“. Ich was wirklich überrascht, wie stark dieser Bereich frequentiert wird und Kunden tatsächlich zugreifen und Bücher kaufen(!). Wenn Fantasy keine Literatur ist - ist es dann New Adult?
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Ich gebe gerne zu, dass ich aus diesem Genre zu wenig kenne. Was ich davon gelesen habe, würde sicher auf die Definition von Literatur zutreffen; in den meisten Fällen, so scheint es mir, handelt es sich bei New Adult um Trivialliteratur für junge Leser. Baßler würde auch der Trivialliteratur nicht die Zuordnung zu Literatur absprechen. Es handelt sich bei ihm, das betont er auch an einer Stelle, nicht um eine wertende Kategorisierung. Mir drängt sich aber trotzdem auf, dass diese Wertungsschere durchaus in seinem Germanistenhirn sitzt - es gibt stellenweise Formulierungen, die das nahelegen. LG Harald
@rd2800
@rd2800 9 ай бұрын
Diese Wand aus Fantasy-Büchern neben dir.🫡😂
@mori1bund
@mori1bund 9 ай бұрын
Ob etwas Literatur ist oder nicht am Genre festzumachen ist geradezu absurd! Klar gibt es viel Krempl im Fantasy-Genre das nicht literarischen Kriterien entspricht, aber auch im Krimi-Genre gibt es beispielsweise die billigsten Schundromane, aber wenn man jetzt deswegen pauschal sagen würde: Krimi ist keine Literatur, dann müsste man auch sagen Dürrenmatts "Der Richter und sein Henker" und "Der Verdacht" sind keine Literatur. Das selbe kann man dann auch mit so ziemlich jedem anderen Genre machen, weil *Genre und literarische Qualität eines Werkes überhaupt nichts miteinander zu tun* haben. BTW: Großartiges Video! 😀
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Ganz lieben Dank! Ich muss hier aber kurz einem möglichen Missverständnis vorbeugen: Bei der Kategorisierung von Baßler geht es ihm weniger um den Wert oder Gehalt von Inhalten, sondern um die Referenzebene, also letztlich um die Frage, ob es eine wie auch immer geartete Übertragungsmöglichkeit auf die reale Welt gibt, oder ob es diese Ebene alleine in der eigenen geschaffenen fiktionalen Welt gibt. Bei Krimis o.ä. wäre diese Ebene immer gegeben, egal wie trivial die Romane o.ä. sind. Verkürzt gesagt: Mittelerde bleibt immer nur in Mittelerde, das ist nach Baßler das Problem. Und hierin liegt er m.E. falsch. Ganz lieben Gruß!
@mori1bund
@mori1bund 9 ай бұрын
@@literaturundwhisky danke für die Antwort! :) @ Baßler: Abgesehen davon dass ich da Baßlers Argumentation zu... ahem... "phantasie"-los, engstirnig und kleingeistig finde (ob die Kulisse, der Hintergrund der Geschichte eine reale Welt ist oder nicht ist doch irrelevant; was hat Kulisse mit der Substanz der Geschichte zu tun?!), zu glauben man kann die Buchreihe "A Song of Ice of Fire" nach ihren literarischen Gehalt beurteilen, weil man Game of Thrones gesehen hat, ist wie jemand der sich für einen Weinkenner hält, weil er mal eine Weintraube gegessen hat. 🤦‍♂🤦‍♂ Da liegen Welten dazwischen, und gerade was die literarische Substanz angeht, geht die imho in der TV-Serie völlig verloren.
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
@@mori1bund 👍
@eragonshurtugal4239
@eragonshurtugal4239 9 ай бұрын
@@literaturundwhisky "ob es eine wie auch immer geartete Übertragungsmöglichkeit auf die reale Welt gibt" aber auch da scheitert es beim Lied von Feuer und Eis ja nun wirklich nicht, zumindest die Bücher sind eine fantastisch angehauchte Nacherzählung verschiedener Ereignisse der (englische) Geschichte (Die Mauer im Nodern ist der Hadrianswall mit den freiem Volk in der Rolle der Picten, die Andalen sind die Angelsachsen, Aegon der Eroberer ist William der Eroberer, der Krieg der vier Könige bzw. der Tanz der Drachen ist der Krieg der Rosen, die rote Hochzeit war das Massaker von Glencoe bzw. das „Black Dinner“, die Dothraki sind die Mongolen, die freien Städte sind die Stadtstaaten des alten Griechenlands und wenn ich mich besser mit dem Lied von Feuer und Eis auskennen würde, könnte ich wahrscheinlich noch eine Ewigkeit so weiter machen)
@DirkHelnerus
@DirkHelnerus 9 ай бұрын
Völlig vergessen, Du erwähnst den Artikel von Mathias Neiß (?) bezüglich der Shortcut-Technik. Erinnerst Du Dich noch, wo der erschienen ist?
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Martin Nies: Short Cuts - Great Stories. Sinnvermittlung in filmischem Erzählen in der Literatur und literarischem Erzählen im Film: In: Kodikas/ Code. Ars Semiotica 30 (2007), H. 1-2, S. 109-135. Ich hatte den in Kopie, aber ich finde ihn nicht mehr. Sorry! Er wird auch bei Baßler zitiert.
@DirkHelnerus
@DirkHelnerus 9 ай бұрын
@@literaturundwhisky Vielen lieben Dank!!!
@KMS864
@KMS864 9 ай бұрын
Lieber Harald, da bin ich etwas überrascht, wie eng der Begriff Literatur gesehen werden kann und auf der anderen Seite auch wieder nicht. Prompt fiel mir nämlich der Nobelpreis für Literatur ein, der an Bob Dylan vergeben wurde. Ich schätze viele von Bob Dylans Songs sehr, die Musik in Verbindung mit den Texten. Aber diese hatte ich bis zur Vergabe des Nobelpreises nicht als Literatur gesehen. Auch wenn ich sie heute spiele und singe, habe ich nicht das Gefühl in Literatur zu versinken. Da kommen ganz andere Dinge zum Tragen. Die Werke Tolkiens z. B. sind dagegen für mich schon immer glasklar Literatur.
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Ja, das finde ich auch sehr spannend. Bei Dylan ging es mir witzigerweise immer umgekehrt: Ich hielte ihn immer für einen tollen Poeten (fand auch die Preisvergabe berechtigt), aber für einen der schlechtesten Sänger, den die Welt hat. Schande über mein kahles Haupt... ;-)
@KMS864
@KMS864 9 ай бұрын
@@literaturundwhisky Er ist ein grausamer Sänger! Sein Erfolg kommt auch garantiert nicht von daher. Mir fallen nur sehr, sehr wenige Songs ein, die ich mir gerne im Original anhöre. Zum Glück gibt es viele tolle Coverversionen von anderen Musikern. ;-)
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
@@KMS864 Ich fühle mich verstanden. 😁
@KMS864
@KMS864 9 ай бұрын
@@literaturundwhisky Ich musste nun erstmal über den ersten Teil Deines Satzes "Ich hielte ihn immer für einen tollen Poeten" nachdenken, was da anders in meinem Erleben ist. Seine Musik in Form von Melodie/ Harmonien/Rhytmus hat mich schon als Kind/Jugendliche erreicht, ohne Verständnis des englischen Textes. Das wirkliche Interesse am Text, das wirkliche Verstehen des Textes kam er sehr viel später. Ja, seine Texte sind nicht unspannend schön, teilweise nicht unbedingt klar verständlich (You ain't going nowhere), mit viel Interpretationsspielraum (The man in the long black coat). Bei Songs und Liedern löst, in der Regel, auch heute noch zuerst die Musik etwas in mir aus, vor allem bei englischen Texten. Poesie sortiere ich bis heute anders ein. In Form von Gedichten von Robert Frost, Rainer Marie Rilke,...die irgendwann als junge Frau in mir Interesse geweckt haben und dann aber auch wieder versandeten. Die Poesie versteckt sich klammheimlich etwas. Wobei, das stimmt nicht ganz. Ich erfasse gerade auch die Musik als eine Form der Poesie.
@DirkHelnerus
@DirkHelnerus 9 ай бұрын
Da finde ich Baßlers Methodik aber aus mehrerer Hinsicht problematisch. Natürlich ist Tolkien einer der Urväter der Fantasy. Es ist in meinen Augen unzulässig, von einem Roman einer Gattung auf alle anderen Romane davon zu schließen - selbst WENN die These an sich richtig sein sollte. Das ist dann der zweite Punkt: Tolkien kann sich ja gerne gegen eine Deutung und Analogisierung verwahren, aber das ist völlig irrelevant. Natürlich gibt es unterschiedliche Ebenen - auch wenn Tolkien (oder ein anderer Autor) es nicht will. Aus diesen beiden Gründen halte ich Baßlers Aussage für sehr fragwürdig und sogar problematisch. Unbegreiflich finde ich, dass Baßlers sich so unvorbereitet zu solchen Aussagen hinreißen lässt. Er hatte vermutlich die falschen Studenten in seinem Seminar… Ich konnte mit Tolkien leider nie etwas anfangen, obwohl ich es mehrfach aufrichtig versucht habe. Ich würde vor allem ästhetische Faktoren dafür anfügen - es gefällt mir einfach nicht, wie Tolkien erzählt. Ich käme aber niemals auf den Gedanken, Tolkien als schlechten Autor zu bezeichnen. Was ich noch steiler finde, ist Baßlers Exkurs über Das Lied von Eis und Feuer. Wie Du das auch gesagt hast, bezweifle ich, dass der gute Mann auch nur einen Band von Martin gelesen hat. Die Klammer von Tolkien und Martin ist „High Fantasy“. Wenn ich jetzt aber ganz nickelig bin, muss man auch diese Zuordnung kritisch hinterfragen - denn ist Das Lied von Feuer und Eis überhaupt wirklich High Fantasy? Für mich trifft das nur auf den ersten Band zu. Danach bleibt da für mich wenig „Highness“. Und…. Gerade der Herstellungsprozess der Mehrheit von Martins Vorlagen für Game of Thrones widerspricht Baßlers These: Die ersten 4 (?) Bände existierten lange bevor überhaupt der Hype losging. Es war das Brettspiel, das den Hype begründete und den Stoff überhaupt einem Publikum zuführte. Daraus resultierte dann letztlich, dass sich Hollywood dafür interessierte. Aus dem Grund kann man Martin gerade nicht vorwerfen, seine Bücher würden sich nach den Wünschen seiner Leser richten - er war lange Zeit ausschließlich „Geheimtipp“ und hatte kaum Leser. Ich halte Baßlers Argumentation für zweifelhaft. Vielleicht ist es vielmehr die Wut auf den Erfolg von Autoren, die es in seinen Augen nicht verdient haben. Irgendwie könnte ich das auch verstehen. Mir ging es damals mit dem Buch „Darm mit Charm“ so - allerdings war das kein Roman. Die Kombi aus Fäkalien, fotogener Autorin, permanenten Talkshowbesuchen und einer Omnipräsenz in der KZfaq-Werbung machten das Buch einfach zu einem Über-Bestseller. Gleichzeitig „verreckten“ zahlreiche andere gute Bücher, weil sie nicht im Zentrum einer solchen Kampagne standen. Langer Rede kurzer Sinn: Ich empfinde das als Kapitalismuskritik, die sich gegen wirtschaftlich erfolgreiche Buchtitel richtet. Das es die Fantasy trifft, ist reiner Zufall. Genauso könnte man auch das besagte New Adult, oder andere Genres sagen.
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky 9 ай бұрын
Lieber Dirk, vielen Dank für deinen ausführlichen und klugen Kommentar - da ist ganz viel Zustimmung von meiner Seite! Den Brettspielhype beim LIED VON EIS UND FEUER habe ich damals gar nicht registriert - ist an mir total vorbeigegangen: vielen Dank für die Info! Ich hatte die Bücher zwar schon registriert, sie aber erst gelesen, als die HBO-Serie angekündigt wurde und dann auch schon lief. Was Baßlers Vorgehensweise betrifft, so gebe ich dir recht: Er kennt die Fundamente wenig, auf denen er seine Thesen errichtet. Ich empfinde George R.R. Martins Erzählstrategie übrigens durchaus als reizvoll und glaube, dass er ein ganz gewiefter Erzähler mit durchaus literarischen Qualitäten ist. Baßler reduziert ja auch die Fantasy auf einen ganz kleinen Ausschnitt der High Fantasy. Wahrscheinlich würde Baßler dir in deinem letzten Punkt energisch widersprechen, aber ich glaube, dass du auch damit richtig liegst. Es läuft letztlich - ein wenig hemdsärmlich verkürzt - auf eine kritische Betrachtung der Literatur als Produkt innerhalb einer kapitalistisch strukturierten und durchgeformten Welt von Angebot und Nachfrage. Zwar nicht Berechtigung, aber wirklich Bedeutung erlangt Literatur für Baßler eher dann, wenn sie von der Form her innovativ ist und hier neue Ausdrucksformen findet - orientiert an der literarischen Moderne. In diese Richtung geht auch sein Vorwurf an die heutigen Autoren, denn seine These vom international Style des Erzählens und vom verbreiteten populären Realismus in der Literatur geht einher mit einer Kritik daran. Ganz lieben Gruß Harald
@--36--
@--36-- Ай бұрын
Tolkien sagt xy über sein Werk. Baßler zieht einen allgemeinen Schluss über Fantasy. Das ist ein Fehlschluss. Direkt hier, kann man aufhören, Baßler Achtung zu schenken.
@literaturundwhisky
@literaturundwhisky Ай бұрын
Ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar! Nicht alles an Baßlers Buch verdient dieses Urteil. Du triffst aber einen Punkt, den ich ebenso an ihm kritisieren würde. LG
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